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DOI: 10.1055/s-0029-1189383
Die Leistungen des Röntgenverfahrens und der Glyzyl - Tryptophanreaktion für die Diagnose des Magenkarzinoms
Publication History
Publication Date:
03 July 2009 (online)

Zusammenfassung
1. Die Diagnose des Magenkarzinoms wird zweifellos durch das Röntgenverfahren wie durch die Glyzyl-Tryptophanreaktion nach Neubauer und Fischer erleichtert; es werden Fälle als Karzinome erkannt, die sich sonst, speziell durch die anatomische Lage der Geschwulst, der Erkennung entziehen.
2. Alle Fälle, bei denen uns Röntgenverfahren und Tryptophanreaktion positive Resultate lieferten, betrafen vorgeschrittene Karzinome. Ob beide Verfahren eine Frühdiagnose ermöglichen, erscheint zweifelhaft, läßt sich aber zurzeit noch nicht übersehen.
3. Der positive Ausfall der Tryptophanprobe macht Karzinom in hohem Grade wahrscheinlich, der negative aber schließt das Vorhandensein einer karzinomatösen Neubildung nicht aus.
4. Bei klinisch starkem Karzinom verdacht und negativem Ausfall der Probe muß diese mehrmals angestellt werden, um Täuschungen, die durch gelegentliche, ungenügende Fermentabsonderung von Seiten des Tumors bedingt sein können, sicher zu vermeiden.
Zum Schlüsse seien noch einige Bemerkungen über die Technik, die wir bei Ausführung der Tryptophanreaktion anwandten, angefügt:
Wir haben uns stets mit peinlichster Sorgfalt an die von Neubauer und Fischer gegebenen Vorschriften gehalten und daher Täuschungen in positivem Sinne in allen Fällen vermeiden können. Als praktisch erwies sich uns die auch von den Autoren empfohlene Verwendung von frischer 1/10 gesättigter Chlorkalklösung, die tropfenweise, nach vorangegangener Ansäuerung mit 3%iger Essigsäure, zugesetzt, einen ziemlich scharfen Farbenumschlag gibt.
Während die früher gegen die Methode erhobenen Einwände sämtlich vor kurzem durch Neubauer und Fischer[1)] zurückgewiesen werden konnten, scheint die später von Ehrenberg [2)] mitgeteilte Beobachtung, daß der Ausfall der Reaktion durch Retentionen und Stenosen beeinflußt wird, sich zu bestätigen. Wir gewannen wenigstens mehrfach den Eindruck, als wenn bei starker Retention die Probe weniger deutlich positiv ausfiel, resp. wie z. B. in Fall No. 15, vielleicht unter diesem Einfluß anfangs negativ war. Daher möchten wir empfehlen, prinzipiell in allen Fällen, bei denen es sich um nennenswerte Retentionen handelt, der Verabreichung des Ewaldschen Probefrühstücks und der nachfolgenden Ausheberung zum Zwecke der Anstellung der Tryptophanreaktion stets eine Leerspülung des Magens vorauszuschicken. Allerdings besteht dabei die Gefahr, daß der Uebertritt von Galle oder Pankreassaft in den Magen begünstigt und so eine positive Reaktion vorgetäuscht werden kann. Man muß deshalb in diesen Fällen ganz besonders streng prüfen, ob die Gegenwart derjenigen Substanzen ausgeschlossen werden kann, die in erster Reihe eine positive Probe vortäuschen können: Tryptophan selbst, Gallenfarbstoff und Blut.
Die Behauptung Ehrenbergs, „daß das peptidspaltende Vermögen eine bei anaziden und leicht hypaziden Magensäften ganz gewöhnliche Erscheinung darstellt, die bisweilen durch etwas zu hohe Säurewerte maskiert wird”, muß auf Grund unserer Erfahrungen, wie ein Blick auf die vorstehenden Tabellen lehrt, als durchaus unzutreffend zurückgewiesen werden.
1 Münchener medizinische Wochenschrift 1911, No. 13.
1 Münchener medizinische Wochenschrift 1911, No. 13.