Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(26): 1234-1236
DOI: 10.1055/s-0029-1189618
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Intrakranielles Epidermoid der Stirnhirngegend, Durchbruch in die Orbita, Exstirpation, Heilung

W. Krauss - Marburg, F. Sauerbruch - Zürich, früher Marburg.
  • Aus der Augenklinik und der Chirurgischen Klinik der Universität in Marburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

Es handelt sich kurz um eine Geschwulst, die sich bei der histologischen Untersuchuug als eine angeborene intrakranielle, epidermoidale Zyste erwies, deren Wand mit der Dura mater des Stirnbeins fest verwachsen war und deren Ursprungsort, soweit sich das bei der Operation feststellen ließ, in der Gegend der Hypophyse zu suchen war. Von hier wuchs sie allmählich unter höchstgradiger Kompression des Stirnhirns in die vordere Schädelgrube bis über das Orbitaldach vor. Alarmierende klinische Erscheinungen, die lange Zeit vollkommen fehlten, traten erst auf, nachdem die Zyste das Dach der Augenhöhle usuriert hatte — kleine Stirnhöhle! — und dann plötzlich in diese durchbrach. War es bis dahin im wesentlichen nur eine doppelseitige Stauungspapille, die auf einen intrakraniellen, raumbeengenden Prozeß ganz allgemein hinwies, so ließen der später auftretende Exophthalmus und die übrigen orbitalen Erscheinungen einen bestimmten Schluß auf den Sitz des Tumors und seine Beschaffenheit zu. Infolgedessen wurde eine genaue Diagnosenstellung und ein erfolgreiches operatives Eingreifen bei diesem einzig dastehenden Falle ermöglicht. Der Kranke kann nach nunmehr drei Jahren als völlig geheilt betrachtet werden.