Ueber Absonderung von Diphtheriekeimen durch den Harn

Zusammenfassung

Aus den vorstehenden Ausführungen ergibt sich, daß, soweit das vorliegende fragmentarische Beobachtungsmaterial ein Urteil zuläßt, in etwa einem Drittel der Diphtheriefälle eine Absonderung der Erreger durch den Harn vor sich geht. Die Gefahr der direkten Kontaktinfektion ist bei der Spärlichkeit der im frisch entleerten Harn anwesenden Diphtheriekeime an sich gering. Dennoch dürfte sich eine Desinfektion des Harns Diphtheriekranker solange empfehlen, bis die dauernde Abwesenheit der Diphtherieerreger im Harn durch dessen dreimalige bakteriologische Untersuchung erwiesen ist. Eine vorsichtige Beseitigung des Harnes Diphtheriekranker ist um so eher am Platz, weil unter besonders ungünstigen Umständen Diphtheriekeime des Harns in die Milch hineingelangen und so Diphtherieepidemien hervorrufen können, ferner aber auch, weil der die Haut berührende Harn zu diphtherischen Erkrankungen der Haut Veranlassung gibt. Außer diesen praktischen Ergebnissen fördern die mitgeteilten Befunde die theoretische Erkenntnis, indem sie dartun, daß die Diphtherie nicht nur eine örtliche, sondern auch eine allgemeine, mit temporärer Bakteriämie einhergehende Infektionskrankheit darstellt.