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DOI: 10.1055/s-0029-1190093
Ueber Enzymwirkung fördernde „auxoautolytische” Stoffe im Blutserum von Kranken und Schwangeren1)
1) Vortrag, gehalten am 17. November 1913 im Verein für innere Medizin und Kinderheilkunde in Berlin.Publication History
Publication Date:
02 July 2009 (online)
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Zusammenfassung
Entgegen der Hemmung der Organautolyse durch Normalserum bewirkten Sera bei gewissen pathologischen Zuständen eine Förderung autolytischen Organabbaus von menschlichem Gehirn und Kaninchenleber. Während Serum von Schwangeren die Autolyse dieser Organe hemmte, ergab es eine deutliche Förderung der Autolyse von Plazentargewebe. So mögen durch Wahl des entsprechenden Organmaterials vielleicht auch bei verschiedenen Krankheitszuständen ähnliche elektive „auxoautolytische” Serumwirkungen nachzuweisen sein, die für die Klinik Bedeutung gewinnen können. Theoretische Erwägungen über die Ursachen dieser veränderten Serumbeschaffenheit sowie Diskussion neuer Gesichtspunkte für die Beurteilung der Herkunft der Abderhaldenschen Abwehrfermente.
Anmerkung bei der Korrektur: Während Abderhalden noch in seiner Berliner Leyden-Vorlesung (20. Oktober 1913) in keiner Weise die hier vertretene Ansicht von dem primären Uebertritt von Fermenten aus Organen mit abgeänderter Funktion in die Blutflüssigkeit berührt hatte, vertritt er in der am 4. Dezember 1913 im Druck erschienenen Leyden-Vorlesung (D. m. W. Nr. 49) schon ganz den unsrigen entsprechende Vorstellungen und präzisiert diese noch deutlicher in einer Schlußbemerkung einer am 16. Dezember 1913 in der M. m. W. Nr. 50 veröffentlichten Arbeit. Diese Annäherung an unseren Standpunkt bedeutet für seine theoretische Auffassung einen wesentlichen Wendepunkt, denn noch in der im November v. J. abgeschlossenen dritten Auflage seines Buches spricht er als neue Vermutung aus, daß als Ursprungsstätte von Abwehrfermenten des Blutes speziell auch die Nieren in Betracht kamen. Gerade die Nieren üben nun nach Abderhaldens Beobachtungen eine ganze Reihe unspezifischer Enzymwirkungen aus, indem Nierenpreßsaft aus den verschiedensten Organen hergestellte Peptone angreift. Dagegen gelangen wir analog unseren Vorstellungen über die Herkunft der auxoautolytischen Serumstoffe zu der Anschauung, daß das Auftreten der Abderhaldenschen Serumfermente nicht als eine Reaktion gegen blutfremde, in der Flüssigkeit kreisende Substanzen zustandekommt, was der Begriff „Abwehrfermente” besagen soll, sondern auf eine primäre Abgabe spezifischer Organfermente an die Blutflüssigkeit zurückzuführen ist. Noch einmal sei betont, was eigentlich selbstverständlich ist, daß diese Erwägungen über die Theorie der Abwehrfermente zwar für weitere Fragestellungen von Wichtigkeit sein dürften, daß sie aber an der Bedeutung der originellen Abderhaldenschen Entdeckungen nichts ändern.