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DOI: 10.1055/s-0029-1190305
Beitrag zur bakteriologischen Kenntnis des Friedmannschen Tuberkulosemittels
Publication History
Publication Date:
30 June 2009 (online)
Zusammenfassung
Meine obigen Untersuchungen haben die häufige Verunreinigung des Friedmannschen Tuberkulosemittels sowie dessen mitunter nicht völlige Unschädlichkeit im Tierversuch dargetan. Sie haben anderseits auch die das Mittel herstellende Friedmannsehe sog. Schildkrötentuberkulosekultur als in manchen Fällen von nicht unerheblicher Pathogenität für den Warmblüterorganismus erwiesen.
Ich kann daher meinerseits dem Vorschlage von Vulpius-Laubenheimer nur beipflichten, daß derartige Mittel nur unter staatlicher Kontrolle hergestellt und abgegeben werden dürften. Noch besser wäre es allerdings für die Kranken, wenn solche Mittel — wie Brauer erst vor wenigen Tagen auf der 35. Versammlung der Balneologeischen Gesellschaft in Hamburg in bezug auf das Friedmannsche Mittel sagte — vor ihrer Freigabe einer exakten experimentellen und klinischen Prüfung unterzogen würden.
Eine staatliche Kontrolle hätte sich bezüglich der Tuberkulosebehandlung mit Schildkrötentuberkelbazillen natürlich nicht nur auf das Friedmannsche Mittel zu erstrecken, sondern auch auf die von Piorkowski[1)] im Anzeigenteil der M. m. W. empfohlene und angeblich 12 Monate haltbare Schildkrötentuberkelbazillen-Suspension (Chelonisol, gesetzlich geschützt), wie auch auf das Karfunkelsche Schildkrötentuberkelbazillen-Präparat, das vor einiger Zeit in Berlin angewandt und später gleich dem Friedmannschen Präparat im Staate New York von dem Gesundheitsamt daselbst verboten wurde.
Mögen die Worte des großen amerikanischen Tuberkuloseforschers und Berliner Austauschprofessors Theobald Smith, die er unlängst gesprochen, auch in Deutschland volle Berücksichtigung finden:
„Die Aerzte müssen dafür sorgen, daß die Vakzinetherapie nicht in ein schablonenhaftes, leichtsinniges Experimentieren am Menschen ausartet, daß deren Anpreisung keine trügerischen Hoffnungen bei unzähligen Kranken erweckt und daß sie nicht aus Gewinnsucht entsteht und als Geschäft betrieben wird, zur Ausbeutung der Schwachen und Unglücklichen.”
1 Aus der letzten Nummer der „American Medicine” ersehe ich, daß das Piorkowskische Schildkrötenvakzin vom United States Public Health Service verboten sein soll.
1 Aus der letzten Nummer der „American Medicine” ersehe ich, daß das Piorkowskische Schildkrötenvakzin vom United States Public Health Service verboten sein soll.