Dtsch Med Wochenschr 1914; 40(24): 1208-1210
DOI: 10.1055/s-0029-1190467
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber Pankreasachylie und akute Pankreatitis1)

Adolf Schmidt
  • Aus der Medizinischen Universitätsklinik in Halle a. S.
1) Diese Mitteilung war für den diesjährigen Kongreß für Innere Medizin angekündigt worden, konnte aber aus äußeren Gründen nicht vorgetragen werden.
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Es gibt eine pankreatische Sekretionsstörung (Pankreasachylie), die sich klinisch am einfachsten und sichersten durch die abnormen Faecesbefunde bei Probediät (Kreatorrhoe, positive Kernprobe, weniger deutlich Steatorrhoe) erkennen läßt und besonders im Verlaufe der gastrogenen Darmdyspepsie bei Achylia gastrica periodisch auftritt. Die Fermentproben können die Faecesbefunde stützen, sind aber allein (ohne gleichzeitige Verdauungsstörungen) nicht ausreichend zur Diagnose.

2. Die leichte Form der akuten Pankreatitis, die am häufigsten bei Erkrankungen der Gallenwege als Komplikation vorkommt, unterscheidet sich von der Pankreasachylie durch den Beginn mit einem Schmerzanfall, leichten Temperatursteigerungen und durch den Faecesbefund, der als Hauptmerkmal Steatorrhoe mit reichlich freien Fettsäuren aufweist, während die Kreatorrhoe zurücktritt.

3. Der verschiedene Charakter der Verdauungsstörung in beiden Fällen erklärt sich daraus, daß die auslösende Krankheit in dem einen Falle (Achylia gastrica) bereits das wichtigste Stimulans der Trypsinabscheidung, die HCl des Magens, ausschaltet; in dem anderen Falle (Erkrankungen der Gallenwege) den Aktivator der Pankreaslipase, die Galle, schädigt. Es ergibt sich daraus die Regel, daß bei leichter Erkrankung der Drüse der Charakter der pankreatischen Sekretionsstörung der auslösenden Störung gleichsinnig gerichtet ist.