Dtsch Med Wochenschr 1914; 40(29): 1473-1475
DOI: 10.1055/s-0029-1190577
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Beziehungen zwischen Plattfuß und Fußtuberkulose

 Syring - Stabsarzt, bisher kommandiert zur Klinik
  • Aus der Chirurgischen Universitätsklinik in Bonn. (Direktor: Geheimrat Garrè.)
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Publication Date:
03 July 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Es ergibt sich aus den oben mitgeteilten Beobachtungen die eindringliche Mahnung, bei „Plattfußbeschwerden”, besonders wenn ihre subjektiven und objektiven Symptome nur einseitig vorhanden sind und vielleicht sich im Anschluß an ein Trauma entwickelt haben, an die Möglichkeit zu denken, daß der Plattfuß kein idiopathischer, sondern nur ein symptomatischer sein und eine beginnende Fußtuberkulose verdecken kann.

2. Bei der Tarsaltuberkulose ist das Vorkommen von subjektiven und objektiven Plattfußsymptomen beim Beginn der Erkrankung sehr häufig (Ewald), insbesondere gehört es bei der Tuberkulose der Articulatio talo-navicularis geradezu in typischer Weise zum Krankheitsbilde.

3. Aber auch die eigentliche Fußgelenktuberkulose, die Erkrankung der Articulatio talo-cruralis, kann mit solchen Plattfußsymptomen beginnen. Ueberhaupt zeigen beginnende Fußtuberkulosen im Gegensatz zu Kindern bei Erwachsenen, insbesondere bei jugendlichen Erwachsenen, mehr die Tendenz zur Kontraktur in Planus- oder Valgusstellung des Fußes, die meist erst später, bei Nichtbelastung, in Spitzfußstellung übergeht.

4. Daß die Gefahr einer Verwechslung zwischen Plattfuß als Krankheit sui generis und als Ausdruck bzw. Frühsymptom beginnender Fußtuberkulose nicht zu unterschätzen ist und daß die Verwechslung tatsächlich nicht zu selten vorkommt, erhellt aus der Tatsache, daß bei dem Garrèschen Material an Fußtuberkulosen in fast 10 % der Fälle die Fehldiagnose Plattfuß zu Beginn der Erkrankung gestellt war — meist außerhalb der Klinik, in drei Fällen aber auch in der Klinik.

5. Als Mittel, um die im Anfang bisweilen schwierige Differentialdiagnose stellen zu können und damit den Patienten vor schädlichen Maßnahmen zu schützen, ist Abwarten des Erfolges einer rein ruhigstellenden Therapie für einige Wochen und wiederholte Röntgenaufnahme zu empfehlen.