Zum bakteriologischen Nachweise von Zuckerarten im Harne

Zusammenfassung

1. Es wird hier ein bakteriologisches Verfahren beschrieben, welches die Möglichkeit gibt, Traubenzucker von Milchzucker im Harne mittels Reinkulturen von B. Coli zu unterscheiden; das Verfahren besteht im Folgenden: Zu 1 ccm des aufgekochten, mit Lackmustinktur versetzten und neutralisierten Harnes wird eine dichte Bakterienemulsion von B. Coli zugegeben. Tritt nach œ—1stündigem Verweilen der Röhrchen im Brutschranke bei 37^° deutliche Rötung ein, dann handelt es sich um Traubenzucker im Harne, bei Milchzucker tritt Rötung nach 2—3 Stunden ein.

2. Reinkulturen von B. Coli können bei der Gärungsprobe als Ersatz der Hefe angewendet werden.

3. Diese Methode hat sich bewährt bei Untersuchungen des Harnes von Diabetikern sowie bei künstlich hergestellten Lösungen von verschiedenen Zuckerarten im Harne.

4. Die Empfindlichkeitsgrenze der Methode liegt bei 0,05%, sowie bei der klassischen Gärungsprobe mit der Hefe im Lohnsteinschen Apparat.

5. Zur Beobachtung der Zersetzung von verschiedenen Kohlenhydraten durch B. Coli, B. Typhi, B. Paratyphi B und A, B. Dysenteriae Shiga und Flexner kann man nach der oben beschriebenen Methodik anstatt der Barsiekowschen Nährmedien Lösungen von verschiedenen Zuckerarten im Harne anwenden. B. Coli, B. Typhi usw. zeigen dasselbe Verhalten zu verschiedenen Zuckerarten, wie in den Barsiekowschen Lösungen. Was B. Coli anbetrifft, so wird dadurch zuerst (nach œ—1 Stunde) Glukose zersetzt, dann Lävulose; Maltose und Arabinose werden nach 1œ—2 Stunden zersetzt, zuletzt (nach 2—3 Stunden) tritt die Zersetzung von Milchzucker ein.