Dtsch Med Wochenschr 1909; 35(2): 57-60
DOI: 10.1055/s-0029-1201211
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Indikationsstellung zur Lumbalanästhesie, besonders bei Bauchoperationen

Eugen Holländer in Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Juli 2009 (online)

Zusammenfassung

Mir scheint der in letzter Zeit mehr ablehnende Standpunkt der Chirurgen gegen die Lumbalanästhesie, wie er auch in Brüssel auf dem Internationalen Kongreß zum Ausdruck kam, nicht berechtigt. Allerdings ist die Lumbalanästhesie in ihrer jetzigen Form noch nicht imstande, generell die Situation zu beherrschen und die Inhalationsnarkose zu verdrängen. Selbst gerade da, wo sie fast nie versagt, bei Operationen an den unteren Extremitäten, wende ich sie nur bei älteren, dekrepiden Menschen an, und die Lokalanästhesie ist berufen, ihr Feld hier noch mehr einzuengen. Aber bei Bauch- und Rumpferkrankungen, namentlich eitriger Art, bei langdauernden Eingriffen, besonders bei durch chronische Krankheiten geschwächten Individuen mit labilem Gleichgewicht ziehe ich die Lumbalanästhesie entschieden vor und glaube hier eine Superiorität der Methode zu sehen, ganz besonders aber in den Fällen, wo eine Darmatonie schon besteht oder zu befürchten ist. Ich kann hier den Standpunkt, den z. B. Krönlein auf der Kölner Naturforscherversammlung als den seinen erklärte, lieber dem schwer gefährdeten Patienten à tout prix die Wohltat der Bewußtlosigkeit zu verschaffen, nicht akzeptieren und sehe die höchste Aufgabe des Operateurs darin, unter Aufwendung aller erdenklichen Mittel, unter Zuhilfenahme aller Chancen das Ziel zu erreichen.