Zusammenfassung
Die Xenotransplantation humaner benigner Schilddrüsengewebe auf thymusaplastische
Nacktmäuse stellt ein geeignetes Modell dar, in vivo Aussagen zu Histologie, Morphologie,
Funktion und Wachstum dieser Gewebe unter verschiedenen Versuchsbedingungen zu treffen.
Insbesondere können Fragen zu pathogenetischen Mechanismen von Immunthyreopathien
experimentell untersucht und jeweils charakteristische Phänomene, wie TSH-Rezeptor-Antikörper
beim Morbus Basedow, in ihrer Wirkweise und Bedeutung aufgeklärt werden.
Unsere Untersuchungen zeigen, daß bei xenotransplantierten Geweben von Patienten mit
nicht-immunogener Hyperthyreose (Schilddrüsenautonomie) die Überfunktion 8 Wochen
nach der Transplantation unverändert fortbesteht, während diese bei Xenotransplantation
von Geweben immunogener Hyperthyreosen (Morbus Basedow), im Gegensatz zu den Verhältnissen
beim Patienten, nicht mehr nachweisbar ist. Die für das Krankheitsbild charakteristischen
lymphozytären Infiltrate der Schilddrüse sind in den Transplantaten nicht mehr nachweisbar.
Eine erneute Stimulation der Funktion von xenotransplantierten Basedow-Geweben kann
durch Injektionen von Serum bzw. Immunglobulinfraktionen der Patienten mit Morbus
Basedow oder durch bovines TSH erreicht werden.
Die Untersuchung humaner Seren bzw. Immunglobulinfraktionen von Patienten mit Morbus
Basedow und euthyreoter sporadischer Struma mittels des Xenotransplantationsmodelles
ergab im wesentlichen folgende Ergebnisse:
1. Die Schilddrüsenfunktion- und das Schilddrüsenwachs-tum-stimulierende Autoantikörper-Wirkungen
können zuverlässig abgegrenzt werden und sind voneinander unabhängige Phänomene.
2. Die wichtige differentialdiagnostische Unterscheidung der Immunthyreopathie vom
Typ Basedow und der nicht-immu-nogenen disseminierten Schilddrüsenautonomie ist in
dem vorgestellten Modell sicher möglich.
3. Die ebenfalls untersuchten Schilddruuml;sen der Empfängertiere eignen sich nicht
zum Nachweis von Funktions- bzw. Wachstums-stimulierenden Antikörpern der Schilddrüse.
Darüber hinaus konnten wir zeigen, daß Seren bzw. Immunglobulinfraktionen von Patienten
mit Morbus Basedow an xenotransplantierten humanen Schilddrüsengeweben eine Expression
von Immunglobulinprodukten der Supergen Familie (MHC Klasse II, Adhäsionsmoleküle)
auslöst. Diese auch durch Cytokine (Interferon-gamma) induzierbaren Veränderungen
werden durch zusätzliche Gabe von bovinem TSH deutlich verstärkt und unterstreichen
die Bedeutung von TSH-Rezeptor-Antikörpern sowie des TSH selbst für pathogenetische
Abläufe, die zur Entstehung bzw. zum Fortbestehen der Immunthyreopathie Morbus Basedow
führen.
Key words
TSH receptor antibodies - Human thyroid xenotransplants - Autoimmune thyroid disease