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DOI: 10.1055/s-0029-1214224
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Optikusgliome - Neue radiologische Klassifikation mit klinischer Relevanz
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
07. April 2009 (online)
Die Lokalisation von Gliomen der Sehbahn ist entscheidend für die Prognose der visuellen Funktion. Die moderne Kernspintomografie (MRT) erlaubt eine differenzierte Diagnostik und führte zu einer Modifizierung der Klassifizierung nach Dodge. Br J Radiol 2008; 81: 761–766
Gliome der Sehbahn sind überwiegend pilozytische Astrozytome und treten hauptsächlich vor dem 10. Lebensjahr auf. Die Dodge-Klassifikation unterscheidet einen ausschließlichen Befall des N. opticus, des Chiasmas mit und ohne Sehnervbeteiligung sowie eine Beeinträchtigung des Hypothalamus oder anderer übergeordneter Strukturen. Sie hat Bedeutung für eine Operationsplanung und die Prognose, denn Erfahrungen zeigen, dass ein Befall des Chiasmas besonders häufig mit einem Sehverlust assoziiert ist. Die Modifikation der Dodge-Klassifikation (MDC) beschreibt den Tumorsitz genauer (z.B. uni-/bilateral, asymmetrischer/symmetrischer Chiasmabefall, diffuse Ausbreitung).
Den Autoren standen MRT-Aufnahmen von 72 Patienten zur Verfügung. Diese klassifizierten sie nach Dodge und MDC.
36,1 % der Tumoren waren Neurofibromatose-1-positiv (NF1). Nach Dodge verteilten sich die Läsionen folgendermaßen auf die Sehbahn: 14 % Stadium 1 (N. optici), 17 % Dodge 2 (Chiasma) und 69 % Stadium 3 (angrenzende Strukturen).
Nach der MDC betrafen 19 % den N. opticus unilateral und 28 % N. opticus bilateral. Das Chiasma war bei 32 % zentral und bei 51 % asymmetrisch einbezogen. 40,3 % der Aufnahmen wiesen eine Hypothalamusbeteiligung auf und 26 % einen diffusen Befall des posterioren Tractus opticus. NF1-positive Tumoren betrafen häufiger beide Sehnerven und multiple Lokalisationen, während negative besonders oft einen Befall der zentralen Chiasmaregion und des Hypothalamus zeigten. In der MDC waren hypothalamuspositive Läsionen mit Optikusgliomen und hypothalamusnegative mit einer Chiasmabeteiligung assoziiert.
Ein Vergleich zwischen Aufnahmen bei Erstdiagnose und in der Folge bestätigte, dass sich die MDC auch zur Verlaufsbeobachtung eignete. Veränderungen wurden zuverlässig erkannt. Zwischen der klassischen Einteilung nach Dodge und der MDC bestand eine hohe Konkordanz.
Die MDC brachte jedoch einen Informationszugewinn, denn bei 21 Patienten (29,2 %) zeigte die MDC eine Veränderung, die in der Dodge-Klassifikation nicht erfasst worden war.