Gesundheitswesen 2009; 71 - A49
DOI: 10.1055/s-0029-1215491

Schmelzanomalien – richtig erkennen und behandeln

L Kleeberg 1
  • 1MLU Halle-Wittenberg, Sektion Zahnheilkunde

Störungen während der Zahnentwicklung führen oft zu makroskopisch sichtbaren, irreversiblen Fehlbildungen von Schmelz und/oder Dentin. Die auffälligsten Defekte sind die des Zahnschmelzes in Form von Schmelzopazitäten und Schmelzhypoplasien. Art und Intensitätsgrad hängen ab vom Zeitpunkt, der Art, der Dauer und der Schwere der schädigenden Noxen.

Die Ausprägung reicht von kleinen begrenzten Defekten bis zu großflächigen Verfärbungen oder hypoplastischen Veränderungen des Zahnschmelzes in Form von Grübchen und Rillen.

Ätiologisch lassen sich drei Hautgruppen unterscheiden, deren differentialdiagnostisches Kriterium die für jede Gruppe typische Lokalisation ist:

  • genetisch bedingt – generalisiert

  • lokal bedingt – solitär, asymmetrisch

  • systemisch bedingt – bilateral, begrenzt auf eine Entwicklungsphase

Zu den genetischen Störungen gehören die drei Formen der Amelogenesis imperfecta. Diese betreffen immer alle Zähne des Milch- und bleibenden Gebisses. Die exogen bedingten Strukturanomalien werden durch entzündliche, traumatische und strahlenphysikalische Noxen ausgelöst. So verursachen periapikale Entzündungen wie auch Luxationen der Milchzähne Schmelzdefekte an ihren bleibenden Nachfolgern.

Für die endogen bedingten Strukturanomalien sind prä-, peri- und postnatal auftretende Mangelzustände, Stoffwechselstörungen, Infektionen, Medikamente und Toxine verantwortlich. Die häufigsten Formen sind die Dentalfluorose als Folge einer systemischen chronischen Überdosierung an Fluoriden sowie die Molaren- Inzisiven- Hypomineralisation, deren Ätiologie bisher ungeklärt ist.

Für die Diagnose sind umfassende Kenntnisse von Ursachen und Aussehen der verschiedenartigen Schmelzanomalien notwendig. Anamnese, klinischer Befund und Röntgenaufnahmen liefern die wichtigsten Informationen.

Das Therapiekonzept, welches das Ziel verfolgt, den Verlust von Zahnhartsubstanz auf ein Minimum zu begrenzen, umfasst prophylaktische und restaurative Maßnahmen. Wichtig ist die frühzeitige Erfassung der betroffenen Patienten. Zur Restauration hypoplastischer Zähne haben sich die Komposite bei adäquater Verarbeitung bewährt. Sie ermöglichen eine in funktioneller und ästhetischer Hinsicht zufrieden stellende Rehabilitation.