Gesundheitswesen 2010; 72(4): 246-254
DOI: 10.1055/s-0029-1215570
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Röntgenrisiko: Abschätzung der strahleninduzierten Meningeome und anderer Spätschäden bei Exposition des Schädels

Radiation Risks from Diagnostic Radiology: Meningiomas and other Late Effects after Exposure of the SkullI. Schmitz-Feuerhake1 , S. Pflugbeil2 , C. Pflugbeil3
  • 1Hannover
  • 2Berlin
  • 3Immanuel Krankenhaus Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Juni 2009 (online)

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Zusammenfassung

Zur vollständigen Einschätzung der Spätfolgen bei diagnostischem Röntgen ist es erforderlich, die Strahlenempfindlichkeit in verschiedenen Altersklassen zu berücksichtigen sowie die Tatsache, dass neben malignen Erkrankungen auch benigne Neubildungen induziert werden, die eine erhebliche Schädigung des Patienten bedeuten können. Risikoschätzungen werden für das Beispiel pädiatrischer CTs am Schädel vorgenommen, sowie für Hirntumore bei Erwachsenen. Dosiswirkungsbeziehungen für Hirn-, Haut- und Schilddrüsentumore, weitere Tumore im Kopfbereich sowie Leukämie und Katarakte sind aus der Literatur ableitbar. Anhand von Schätzwerten aus der Literatur über die Häufigkeit von Schädel-CTs in der BRD wird eine jährliche Rate strahleninduzierter Erkrankungen ermittelt. Auf 1 000 pädiatrische CT-Untersuchungen ergeben sich etwa 3 zusätzliche Tumorerkrankungen im Kopfbereich und Leukämien, d.h. die Wahrscheinlichkeit für einen Spätschaden nach einer Schädel-CT ist im Promillebereich anzusetzen. Außerdem muss man eine nennenswerte Anzahl von Kataraktbildungen erwarten. Die strahleninduzierte Rate von Meningeomen und anderen Hirntumoren durch CT trägt mit großer Wahrscheinlichkeit zu dem in etlichen Industrienationen beobachteten kontinuierlichen Anstieg dieser Erkrankungen bei, ebenso die Exposition des Knochenmarks zum beobachteten Anstieg kindlicher Leukämieerkrankungen.

Abstract

A complete assessment of late effects of X-ray diagnostics should take into account that radiation sensitivity varies considerably for the different ages at exposure and, furthermore, that not only malignant diseases but also benign neoplasms are induced which also may lead to severe detriment of the patient. Risk estimates are derived for paediatric head CTs as well as for brain tumours in adults. Dose-effect relationships for tumours of the brain, skin, thyroid, and other sites of the head region, leukaemia, and cataracts are taken from the literature. On the basis of estimates for Germany about the number of head scans, the annual rate of radiation-induced diseases is calculated. 1 000 annual paediatric CT investigations of the skull will lead to about 3 excess neoplasms in the head region, i.e., the probability of an induced late effect must be suspected in the range of some thousandths. Additionally, a relevant increase of cataracts must be considered. The radiation-induced occurrence of meningiomas and other brain tumours most probably contributes to the continuously increasing incidence of these diseases which is observed in several industrial nations, as well as the exposure of the bone marrow by CT to the increase of childhood leukaemia.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. rer. nat. I. Schmitz-Feuerhake

Univ.-Prof. i. R.

Grenzstraße 20

30627 Hannover

eMail: ingesf@uni-bremen.de