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DOI: 10.1055/s-0029-1220624
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Ablative Radioiod-Therapie mit rhTSH - Weniger radiotoxisch, aber nicht weniger wirksam
Publication History
Publication Date:
05 May 2009 (online)
Beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom ist die ablative Radioiod-(131I)-Therapie bei Niedrig- und Hochrisikopatienten die Standardmethode. Wird zur Elimination von postoperativem Schilddrüsenrestgewebe rekombinantes humanes Schilddrüsenhormon (rhTSH) eingesetzt, profitieren die Patienten von einer verkürzten Hypothyreose und geringerer Ganzkörper-Strahlenexposition. J Nucl Med 2008; 49: 1776–1782
Rosário et al. verglichen in einer prospektiven, nicht randomisierten Studie den schädigenden Einfluss und die therapeutische Wirksamkeit der 131I-Therapie unter rhTSH-Gabe mit dem Absetzen einer Levothyroxin-Medikation.
Die brasilianische Arbeitsgruppe untersuchte 94 Patienten zwischen 18 und 65 Jahren nach totaler Thyreoidektomie. Dafür durften sich in den postoperativen klinischen Untersuchungen und Röntgen-Thoraxaufnahmen keine Hinweise auf Metastasen ergeben. Außerdem waren die Studienpatienten negativ für Anti-Thyreoglobulin-Antikörper. Alle Teilnehmer erhielten 3,7 GBq 131I. 30 Patienten (Gruppe A) wurde an 2 aufeinander folgenden Tagen 0,9 mg rhTSH injiziert, worauf am 3. Tag das Radioiod folgte. Gruppe B bestand aus 64 Teilnehmern, bei denen Levothyroxin über 3–4 Wochen vor Ablation abgesetzt worden war.
Beide Studiengruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich der Alters- und Geschlechterverteilung. Bis auf 2 Patienten aus Gruppe B unterzogen sich alle Teilnehmer 7 Tage nach der 131I-Einnahme einer Ganzkörper-Szintigrafie. Das Ergebnis der Ablation wurde nach 6–12 Monaten anhand des stimulierten Thyreoglobulins und im Ultraschall überprüft. Es wurde als erfolgreich bewertet, wenn der Thyreoglobulin-Spiegel < 1 ng/ml war und sonografisch keine Abweichungen gesehen wurden. Zur Beurteilung möglicher Schädigungen der Speicheldrüsen, Ovarien und Hoden sowie hämatologischer und oxidativer Störungen sind follikelstimulierendes Hormon (FSH), Serumamylase, Thrombozyten- und Neutrophilenanzahl und 8-epi-PGF2α-Werte gemessen worden.
Bei den Ausgangswerten (gemessen unmittelbar vor der 131I-Gabe) der Parameter für eventuelle Schäden waren beide Studiengruppen vergleichbar. Nach der Ablationstherapie stieg bei Männern der Gruppe A FSH um durchschnittlich 105 % und um 236 % in Gruppe B an. Bei Frauen betrug der mittlere FSH-Anstieg 65 % (A) bzw. 125 % (B). Die Abnahme der Thrombozyten betrug durchschnittlich 20 % (A) bzw. 45 % (B) und die der Neutrophilen 25 % (A) bzw. 52 % (B). Eine Hyperamylasämie kam zu 36,6 % (A) und 80 % (B) vor, Symptome einer akuten Sialadenitis traten zu 30 % (A) bzw. 58,3 % auf. Bei 56 % der Patienten in Gruppe A wurden erhöhte Werte für 8-epi-PGF2α gemessen, in Gruppe B waren es 100 %. In beiden Studienarmen war die Ablation annähernd gleich erfolgreich. Wurden nur Patienten berücksichtigt, deren Thyreoglobulin-Spiegel unmittelbar vor der 131I-Gabe > 1 ng/ml war, unterschied sich das Ergebnis ebenfalls nicht signifikant (Gruppe A 80 % erfolgreich, Gruppe B 70,6 %).