Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(4): 246-256
DOI: 10.1055/s-0029-1222432
Fachwissen
Anästhesiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Modernes Atemwegsmanagement – Aktuelle Konzepte für mehr Patientensicherheit

Modern Airway Management – Current concepts for more patient safetyArnd Timmermann
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Publikationsdatum:
14. April 2009 (online)

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Zusammenfassung

Effektives und sicheres Atemwegsmanagement ist eine der Kernaufgaben für Anästhesisten und akutmedizinisches Personal. Trotzdem stellen Fehler im Atemwegsmanagement bei der Analyse der Gerichtsverfahren immer noch den häufigsten Grund mit der höchsten Auswirkung auf die Patientenmorbidität und –mortalität dar.

Der Anästhesist muss den Atemweg mit der größtmöglichen Sicherheit für den Patienten bei gleichzeitig geringer Beeinträchtigung des respiratorischen und kardiozirkulatorischen Systems sichern. Die klinische Kompetenz umfasst dabei das Management sowohl des erwartet als auch des unerwartet schwierigen Atemweges in unterschiedlichen Umgebungen. Weiterhin ist es die Aufgabe des Anästhesisten, nicht nur die Weiterbildungsassistenten zur unterrichten, sondern sämtliches medizinisches Personal, das mit der Atemwegssicherung befasst ist, wie beispielsweise Notärzte, Intensivmediziner oder Rettungskräfte.

Moderne Instrumente, Strategien und Ausbildungskonzepte zur Atemwegssicherung müssen diese teilweise diametralen und weit gefächerten Anforderungen erfüllen. Die Anwendung von supraglottischen Atemwegen in der Routineversorgung wird zunehmen, nicht nur aufgrund der vielen Vorteile im Vergleich zu einem Endotrachealtubus, sondern auch wegen der Eigenschaft einiger Instrumente, die den gastralen vom Atemwegstrakt separieren und Informationen zur pharyngealen Lage geben. Neue alternative Methoden zur schwierigen Atemwegssicherung sollten trainiert und in der täglichen Praxis angewendet werden.

Abstract

Effective and safe airway management is one of the core skills among anaesthesiologists and all physicians involved in acute care medicine. However, failure in airway management is still the most frequent single incidence with the highest impact on patientŽs morbidity and mortality known from closed claims analyses.

The anaesthesiologist has to manage the airway in elective patients providing a high level of safety with as little airway injury and interference with the cardio–vascular system as possible. Clinical competence also includes the management of the expected and unexpected difficult airway in different clinical environments. Therefore, it is the anaesthesiologist's responsibility not only to educate and train younger residents, but also all kinds of medical personnel involved in airway management, e.g. emergency physicians, intensive care therapists or paramedics.

Modern airway devices, strategies and educational considerations must fulfill these sometimes diverse and large range requirements. Supraglottic airway devices will be used more often in the daily clinical routine. This is not only due the multiple advantages of these devices compared to the tracheal tube, but also because of the new features of some supraglottic airways, which separate the airway from the gastric track and give information of the pharyngeal position. For the event of a difficult airway, new airway devices and concepts should be trained and applied in daily practice.

Kernaussagen

  • Die respiratorisch bedingten Zwischenfälle haben die höchste Inzidenz mit den Folgen Tod oder permanenter Hirnschaden.

  • Supraglottische Atemwege haben in der Routineversorgung vielfältige Vorteile gegenüber der Verwendung eines endotrachealen Tubus.

  • Moderne supraglottische Atemwege verfügen über einen separaten gastrischen Kanal, der zusätzlich wichtige Informationen über die korrekte Lage liefern kann.

  • Die Untersuchung der Patienten hinsichtlich der Prädiktoren des schwierigen Atemwegs gehört zur obligaten Untersuchung vor jeder geplanten Atemwegssicherung.

  • Bei Verdacht auf eine schwierige Atemwegssicherung ist ein Verfahren unter Erhalt der Spontanatmung und Schutzreflexe anzustreben.

  • Die Präoxygenierung ist ein wichtiges Verfahren zur Erhöhung der Apnoetoleranz und muss daher vor jeder Atemwegssicherung korrekt durchgeführt werden.

  • Die Beherrschung der Basismaßnahmen zur Sicherung der Atemwege ist die Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Management des schwierigen Atemwegs.

  • Die Verwendung von optischen Verfahren wird zukünftig einen höheren Stellenwert sowohl in der Ausbildung als auch in der Sicherung des schwierigen Atemwegs erhalten.

  • Die Verwendung einer Larynxmaske im Falle einer „canŽt intubate, canŽt ventilate”–Situation wird von vielen Fachgesellschaften empfohlen.

  • Maßnahmen im Falle einer schwierigen Atemsicherung müssen innerhalb der Klinik festgelegt, kommuniziert und trainiert werden.

Literatur

PD Dr. med. Arnd Timmermann

eMail: atimmer@med.uni-goettingen.de