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DOI: 10.1055/s-0029-1222470
© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Pflanzliche Analgetika und Antiphlogistika
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
23. April 2009 (online)
Ein Schmerz, der länger als 3 Monate anhält, ist als chronischer Schmerz anzusehen, diese Definition schließt auch rezidivierende Schmerzzustände ein. Eine auslösende Ursache chronischer Schmerzzustände sind heftige akute länger anhaltende Schmerzen, wodurch die insbesondere in der Haut und den Organen des Bewegungsapparates befindlichen Schmerzrezeptoren sensibilisiert werden. Infolgedessen reagieren sie nunmehr schon auf zuvor unterschwellige Reize mit einer Schmerzantwort. Bei chronischen Schmerzen steht die auslösende Ursache oft nicht mehr im Vordergrund des Geschehens.
Bei akuten Schmerzen entsteht zunächst ein lokalisiertes Ödem, dies trägt zur Reizung der Schmerzrezeptoren bei. Bei Fortbestehen der auslösenden Ursache ändert sich jedoch allmählich die pathophysiologische Grundlage. Die Substanz P tritt wegen des Anstiegs der zugehörigen Rezeptoren als schmerzauslösendes Prinzip in den Vordergrund. Sie ist auf Rückenmarksebene für die Schmerzentstehung bzw. -weiterleitung bei chronischen Schmerzen von größerer Bedeutung, denn sie aktiviert die Gliazellen. Diese setzen über die Aktivierung von Kalziumkanälen ATP frei und verändern so die Permeabilität von anderen Ionenkanälen. Langfristig treten Strukturveränderungen der schmerzvermittelnden Rückenmarksneurone ein.
Höhere Zentren des Zentralnervensystems werden durch einen kontinuierlichen, verstärkten Impulseinstrom aus der Peripherie sensibilisiert. Neurotransmitter spielen hier eine entscheidende Rolle. Im Zentralnervensystem können aber auch Schmerzerlebnisse ohne fassbares peripheres organisches Korrelat generiert werden, dies erklärt die Wahrnehmung von chronischen Schmerzen, insbesondere bei Depressionen, Angsterkrankungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Das körpereigene Extinktionssystem des Zentralnervensystems für das Schmerzgedächtnis umfasst unterschiedlich wirkende Komponenten: Endorphine, Endocannabinoide (u.a. Anandamid) und das Monoaminoxidase-System.
Literatur
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Prof. Dr. med. Karin Kraft
Lehrstuhl für Naturheilkunde der Universität Rostock
Ernst-Heydemann-Str. 6
18057 Rostock
eMail: karin.kraft@med.uni-rostock.de