Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2008; 18(6): 301-310
DOI: 10.1055/s-0029-1222525
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Die zusätzliche arthroskopische chirurgische Behandlung bei Gonarthrose bringt im Vergleich zur medikamentösen und physikalischen Therapie keine Vorteile

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Publication Date:
29 April 2009 (online)

 

Referat zur Arbeit von Kirkley A, Birmingham TB, Litchfield RB, Griffin R, Willits KR, Wong CJ, Feagan BG, Donner A, Griffin SH, D’Ascanio LM, Pope JE, Fowler PJ. A Randomized Trial of Arthroscopic Surgery for Osteoarthritis of the Knee. N Engl J Med 2008; 359: 1097-1102

In Kanada wurde in eine randomisierten kontrollierten Studie bei Patienten mit mittlerer bis schwerer Gonarthrose die Wirksamkeit der Kombination medikamentöser und physikalischer Therapie plus arthroskopischem Débridement und Lavage im Vergleich zur ausschließlich medikamentösen und physikalischen Therapie untersucht. Als Hauptergebnisparameter dienten der WOMAC (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index) und der Score der körperlichen Komponenten des SF-36, und für Gelenkerkrankungen spezifische Indizes wie MACTAR (McMaster Toronto Arthritis Patient Preference Questionnaire) und ASES (Arthritis Self-Efficacy Scale) wurden als Nebenparameter vor und 3, 6, 12, 18 und 24 Monate nach der Studie untersucht.

Alle Patienten erhielten die gleiche Bewegungstherapie, die 1 Woche nach der Arthroskopie begann und einmal pro Woche, 1 Stunde lang insgesamt 12-mal unter Aufsicht einer PhysiotherapeutIn durchgeführt wurde. Die Bewegungsübungen waren auf Verbesserung des Bewegungsumfangs und Muskelkräftigung ausgerichtet und wurden an die individuellen Bedürfnisse der Patienten angepasst. Dies beinhaltete auch eine Beratung hinsichtlich der Aktivitäten des täglichen Lebens, einschließlich der Anwendung von therapeutischer Kälte oder Wärme. Die Patienten mussten 2-mal täglich ein Heimübungsprogramm durchführen, das nach Ende der beaufsichtigten Bewegungstherapie fortgesetzt werden sollte. Eine gleichzeitige medikamentöse Therapie mit nicht steroidalen Antirheumatika, Analgetika wie Paracetamol, Chondroprotektiva (Chondroitinsulfat, Glukosamin) und intraartikuläre Anwendung von Hyaluronsäure war gestattet und wurde von ungefähr 60 % der Patienten beider Behandlungsgruppen durchgeführt. Alle Patienten nahmen auch an einer Schulung über ein günstiges Verhalten mit Gonarthrose teil und erhielten eine Informationsbroschüre.

In beiden Gruppen absolvierten je 86 Patienten die zugeteilte Behandlung. Zu keinem Untersuchungszeitpunkt fand sich zwischen den Gruppen ein signifikanter Unterschied im Ausmaß der Haupt- oder Nebenparameter. Zwei Jahre nach Therapie betrug der mittlere (± Standardabweichung) WOMAC-Score in der Arthroskopie-Gruppe 87,4 ± 62,4 und 89,7 ± 58,3 in der Kontrollgruppe. Der SF-36 Score der körperlichen Komponenten unterschied sich um 0., 2 ± 11,1; (95 % Vertrauensintervall -3,6 to 3,2;) zu Gunsten der chirurgischen Behandlung.

Die Autoren schließen aus diesen Daten, dass durch die arthroskopische Gelenktoillette bei Gonarthrosepatienten kein zusätzlicher therapeutischer Nutzen entsteht, solange die Patienten ausreichend mit Medikamenten und Bewegungstherapie behandelt werden.