PiD - Psychotherapie im Dialog 2009; 10(4): 302-307
DOI: 10.1055/s-0029-1223383
Aus der Praxis

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Patientenautonomie in der Psychoanalyse

Geschichte und KonzepteManfred  Klemann
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Publication Date:
20 November 2009 (online)

Zusammenfassung

Patientenautonomie wird zunächst in Bezug zum zeitgenössischen Diskurs der Medizin gesetzt, um im Folgenden die analytischen Spezifika des Unbewussten und der analytischen Beziehung darzustellen. Unbewusste Widerstandsreaktionen haben latente Auswirkungen auf die Entscheidungsprozesse und Handlungen des Patienten. Bestimmte Voraussetzungen seitens des Patienten (Zuverlässigkeit und Kooperationsbereitschaft) sollen in Kombination von Setting und Arbeitsbündnis den notwendigen Behandlungsrahmen sichern. Die Kritik an der Ich-psychologischen Annahme eines übertragungsfreien Raumes wird referiert. Aus der Perspektive einer relationalen Psychoanalyse ergeben sich Verpflichtungen zu einer kontinuierlichen Reflexion des therapeutischen Prozesses auf der Matrix einer kooperativen Arbeitsweise. Patientenautonomie erscheint hier also weniger als individuelle Kompetenz, sondern vielmehr als Merkmal der therapeutischen Beziehung. Darin kommt der jeweils existierende soziale Konsens über Mitmenschlichkeit diskursiv zum Ausdruck.

Literatur

Dr. phil. Manfred Klemann

Goetheallee 8

37073 Göttingen

Email: dr.manfred.klemann@t-online.de