Psychiatr Prax 2010; 37(3): e1-e6
DOI: 10.1055/s-0029-1223533
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
25 March 2010 (online)

Dr. med. Ulrike Hoffmann-Richter

„Orwell hatte Angst vor denjenigen, die Bücher verbieten würden. Huxley hatte Angst davor, dass es gar keinen Grund mehr geben könnte, Bücher zu verbieten, weil es niemanden mehr geben würde, der sie lesen wollte” [1].

„Ganz egal, wie gut oder schlecht das Produkt ist – Tatsache ist, dass die Leute nicht mehr lesen” [2].

Es gibt nicht nur bedrohte Arten, es gibt auch bedrohte Fähigkeiten, und wie erstere geraten sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn die Bedrohung weit fortgeschritten ist: Mailverkehr, SMS, Internet, Google, Twitter u. a. haben unsere Lesegewohnheiten und Lesefähigkeiten in einer Weise verändert, die nicht mehr als Abgesang auf die Buchlektüre durchgehen kann, sondern in unsere Denk- und Arbeitsfähigkeit im persönlichen und privaten Leben hineinreicht. An einem nur im Hinblick auf seine Spektakularität außergewöhnlichen Beispiel möchte ich die Bedeutung des Lesens illustrieren:

Literatur

  • 1 Postman N. Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie. Erstauflage englisch 1985, deutsch 1986. Frankfurt; Fischer 2006
  • 2 Markoff J. Will Steve Jobs Böses?.  FAZ Feuilleton. 2.2.2010;  Nr. 27 27 , (persönliche Mitteilung von Steve Jobs an John Markoff bei der Einführung des IPad)
  • 3 Rossmann A. Ein Satz, kein Einsatz.  FAZ Feuilleton. 17.4.2009;  Nr. 89 31
  • 4 Burger R. Blick in den Abgrund. FAZ Deutschland und die Welt 20.2.2010 Nr. 43, S. 7 und Jungen O. Ein Netz für Kölns Erinnerung.  FAZ Geisteswissenschaften. 24.2.2010;  Nr. 46 N3
  • 5 Wolf M. Das lesende Gehirn. Wie der Mensch zum Lesen kam – und was es in unseren Köpfen bewirkt. Heidelberg; Spektrum Akademischer Verlag 2009
  • 6 Weber S. Na klar stimmt das, ich hab's aus dem Netz! Empirische Befunde zur Veränderung von Schreiben und Lesen durch das Internet.  FAZ Geisteswissenschaften. 6.5.2009;  Nr. 104 N3
  • 7 Kaeser E. Cogitus interruptus oder Vom Leiden im Webzeitalter. NZZ am Sonntag Wissen 31.5.2009, S. 62–63. Nachdruck in: Kaeser E. Pop Science Essays zur Wissenschaftskultur. Basel; Schwabe 2009: 53-64
  • 8 Schirrmacher F. Payback. Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen. München; Blessing 2009
  • 9 Baker S. Das müssen wir wissen. FAZ Feuilleton 6.2.2010, Nr. 31, S. 31. Baker S. Die Numerati. Datenhaie und ihre geheimen Machenschaften. München; Hanser 2009
  • 10 Woolf V. Der gewöhnliche Leser. Essays. Frankfurt; Fischer 1989
  • 11 Bennett A. The Uncommon Reader. London; Faber & Faber 2007
  • 12 Iser W. Der Akt des Lesens, 4. Aufl. München; Wilhelm Fink / UTB 1994
  • 13 Byung-Chul H. Duft der Zeit. Ein philosophischer Essay zur Kunst des Verweilens. Bielefeld; transcript 2009
  • 14 Rieger F. Der Mensch wird zum Datensatz. FAZ Feuilleton 15.1.2009, Nr. 12, S. 23 und Rieger F. Du kannst dich nicht mehr verstecken.  FAZ Feuilleton. 20.2.2010;  Nr. 43 33
  • 15 Versicherungspsychiatrisches Kolloquium vom 5.3.2009 in Luzern: Lesarten – Schreibweisen. Zur Performanz von Gutachten. Eine mehrstimmige Lesung. Dozentinnen der Zürcher Hochschule der Künste und Leitung von Anton Rey. 
  • 16 Kennedy A L. Am Ende ist alles eine Geschichte.  NZZ Literatur und Kunst. 31.12.2009;  Nr. 303 59
  • 17 Tyrer P. Deconstructing bias in clinical trials.  B J Psych. 2010;  196 254
  • 18 Steinert T. Wirksamkeit von Antidepressiva: Evidence b(i)ased Medicine.  Psychiat Prax. 2008;  35 149-151
  • 19 Steinert T. Warum sind Leitlinien irrationaler als Metaanalysen?.  Psychiat Prax. 2009;  36 238-242
  • 20 Steinert T. Update der britischen Schizophrenie-Leitlinie (2009): keine leichte Kost, aber ein Meilenstein.  Psychiat Prax. 2009;  36 401-404
  • 21 Romberg J. Die Revolution des Lesens.  Geo. 2009;  Heft 8 92ff.

Dr. med. Ulrike Hoffmann-Richter

Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
Suva – Versicherungsmedizin
Leiterin Versicherungspsychiatrischer Dienst

Postfach 4358

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