Z Sex Forsch 2009; 22(4): 318-339
DOI: 10.1055/s-0029-1224720
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Das Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom

Eine Übersicht über den Stand der internationalen psychosomatischen ForschungKerstin Huber, Simone Hoffmann, Hertha Richter-Appelt
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Publikationsdatum:
05. Januar 2010 (online)

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Übersicht:

Die Diagnose des Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndroms (MRKH) wird bei folgender Symptomatik gestellt: Nichtausbildung (Aplasie) von Vagina und Gebärmutter bei Frauen mit weiblichem XX-Chromosomensatz, funktionsfähigen Eierstöcken und ansonsten äußerlich unauffälligen weiblichen Geschlechtsmerkmalen. Das Syndrom hat für betroffene Frauen Unfruchtbarkeit zur Folge, außerdem ist vaginaler Geschlechtsverkehr nicht vollständig möglich. Mithilfe meist operativer Behandlungs­methoden ist die Herstellung einer Vagina möglich, welche dann als „Neovagina“ bezeichnet wird. Ein Großteil der Forschungsarbeiten beschäftigt sich mit solchen Operationsmethoden. Der vorliegende Text bietet eine Übersicht über die vergleichsweise seltenen Untersuchungen zu psychologischen Aspekten bei MRKH. Die vorliegenden Studien zeigen heterogene Ergebnisse zu Themen wie Sexualität und psychische Belastung – einige ­Arbeiten berichten über Beeinträchtigungen bei Frauen mit MRKH, andere finden keine Auffälligkeiten. Zu sozialen Aspekten, Selbsterleben und ­Umgang mit Unfruchtbarkeit liegen nur wenige, teils anekdotische Angaben vor. Zukünftige Forschung sollte das Thema breiter betrachten und Zusammenhänge unterschiedlicher Faktoren mit der Lebensqualität betroffener Frauen erfassen.

Literatur

1 PubMed, Web of Knowledge (inklusive Web of Science und Medline), PsycINFO

2 Ein zur allgemeinen Lebensqualität fast synonymes Konzept stellt das subjektive Wohlbefinden („subjective well-being“, vgl. Camfield und Skevington 2008) dar. Auch zu diesem Thema fanden sich keine weiteren Daten.

3 In Deutschland existieren nur wenige Selbsthilfeangebote. Für eine Übersicht vgl. http://www.sexualforschung-hamburg.de/17.html.

Prof. Dr. H. Richter-Appelt

Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie · Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Martinistraße 52

20246 Hamburg

eMail: hrichter@uke.uni-hamburg.de