Rofo 1958; 89(12): 645-659
DOI: 10.1055/s-0029-1226220
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unsere Erfahrungen mit der diagnostischen Ausnutzung des tiefen Phlebogramms bei intrakraniellen raumbeengenden Prozessen

S. Nettl, L. Steinhart, B. Dítě, M. Kroó
  • Nervenklinik und radiologische Klinik der Militärmedizinischen Akademie J. Ev. Purkyne, Hradec Králové und Militärkrankenhaus Jaromer und neurochirurgische Klinik der MMA J. Ev. P., ČSR
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Publication Date:
17 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Wir bearbeiteten eine Gruppe von 100 Kranken mit normalem tiefem Phebogramm und eine Gruppe von 100 Kranken mit expansiven intrakraniellen Läsionen.

Wir gaben die normalen Meßwerte der einzelnen Abschnitte des tiefen Phlebogramms wieder.

Unsere Ergebnisse des pathologischen Phlebogramms sind folgende :

1. Wir überzeugten uns, daß das phlebographische Bild uns in 90% der Fälle erlaubte, den Tumor auch ohne Kenntnis des Arteriogramms und nur auf Grund der seitlichen Projektion richtig zu lokalisieren. In 14 Fällen war der Wert des Phlebogramms in dieser Hinsicht größer als der des Arteriogramms, in 25 Fällen war er ebenbürtig.

2. Wir überprüften den Wert der bisher angewandten Methoden der Lokalisation des A.v. und fügten einige eigene Methoden der Lokalisation des A.v. und auch der übrigen Teile des tiefen Phlebogramms bei. Der A.v. war am deutlichsten bei frontalen Geschwülsten disloziert, und zwar nach hinten ; bei anderen Lokalisationen manchmal auch in der Richtung der Druckwirkung des Tumors ; des öfteren war aber der Befund negativ. Unsere eigene Methode der Messung der Höhe des A.v. und seiner Entfernung vom Tuberculum sellae hatte den gleichen Wert wie die anderen Methoden. Gute Erfahrungen machten wir mit der Messung folgender Werte : Mittelpunkt des Bogens Vena cerebri interna — Einmündung der Ampulla Galeni in den Sinus rectus. Diese Entfernung vergrößerte sich deutlich bei den hinteren parietalen und parieto-okzipitalen Tumoren im Gegensatz zu den frontalen Tumoren, bei denen sie kürzer ist. Bedeutungsvoll ist ferner die Messung der Entfernung A.v.—Einmündung, A.v.—Ampulla Galeni und die Differenz dieser beiden Werte, um die frontale, hintere parietale und temporale Gruppe zu unterscheiden.

3. In der sagittalen Projektion besprachen wir einige Einzelheiten, die bisher nicht bewertet wurden, wie das Symptom der Expansion auf einer verdrehten Aufnahme des tiefen Phlebogramms, ferner die mediale Dislokation des insularen Anteiles der Vena Rosenthali und das Symptom der Zerlegung des Sinus sagittalis inferior. Im großen und ganzen sind wir der Meinung, daß die sagittale Projektion, wenn sie auch für die Lokalisation geringere Bedeutung als die seitliche Projektion hat, manchmal wertvoller für den Beweis der Existenz eines expansiven Prozesses ist als das sagittale Arteriogramm.

4. Das oberflächliche Phlebogramm kann manchmal die topische Diagnose bedeutsam unterstützen.

Summary

An analysis of 100 normal and 100 pathological phlebograms has convinced us that a knowledge of the Phlebographie appearances contributes to a more accurate and certain localisation of intracranial expansive lesions than is possible from a study of the arteriogram alone. A complete analysis of the angiographic picture in both phases frequently saves the patient further complicated means of diagnosis, e. g., pneumoencephalography.

Résumé

L'analyse de 200 phlébographies (100 normales et 100 pathologiques) a convaincu les auteurs que la connaissance de la phase veineuse permet une localisation beaucoup plus précise et plus sûre d'un processus intracrânien avec expansion que la seule artériographie et qu'une interprétation détaillée de l'image radiologique des vaisseaux aussi bien artères que veines permet souvent d'éviter au malade d'autres examens plus compliqués comme une encéphalographie gazeuse.

Resumen

El análisis de 100 flebogramas normales y 100 patológicos nos convenció que el conocimiento de la imagen flebográfica permite una localización mucho más exacta y segura de las tumoraciones intracraneales de lo quese logra con el arteriograma solo y que un análisis completo de la imagen vasográfica, en sus dos aspectos, ahorra someter al paciente a otros procedimientos de investigación más complicados como, por ejemplo, la neumoencefalografía.