Rofo 1974; 120(1): 1-11
DOI: 10.1055/s-0029-1229763
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Röntgendiagnostik, Radiologische Physik und Strahlenbiologie vor gemeinsamen Aufgaben* **

Problems common to radio-diagnosis, radiological physics and radio-biologyL. Rausch
  • Aus der Abteilung für Experimentelle Radiologie und Strahlenschutz (Leiter: Prof. Dr. L. Rausch) des Zentrums für Radiologie am Klinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen
* Nach einem Vortrag bei der Tagung der Bayerischen Röntgengesellschaft in Garmisch-Partenkirchen am 30. Juni 1973. ** Herrn Prof. Dr. W. Frik, Aachen, danke ich für kritische Diskussion und Bereicherung, besonders der Abschnitte 2.5 und 3.
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Publication Date:
03 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Ausgehend von einer international zu beobachtenden Aktualisierung des Strahlenschutzes aufgrund seiner erneut heftig diskutierten wissenschaftlichen Grundlagen und Bezugswerte werden folgende Thesen dargelegt und begründet :

1. Die Röntgendiagnostik geht, ohne daß dies allgemein erkannt ist, einer kritischen Situation entgegen, die in einer durch mehrere Faktoren bewirkten Herausforderung bestehen wird.

2. Diese Herausforderung entsteht, zusammenfassend gesagt, aus der Einschätzung zivilisatorischer Risiken und der Konkurrenz um Anteile aus den als vertretbar anzusehenden Grenzwerten.

3. Die Röntgendiagnostik hat zur Zeit eine diese Herausforderung fördernde Eigendynamik.

4. Die Röntgendiagnostiker sind auf diese voraussehbare Entwicklung nicht hinreichend vorbereitet, weil ihr vorrangiges Interesse ärztlichen und spezifisch medizinischen Aspekten gilt, während die Röntgendiagnostik bedrängende Tendenzen nur aus der Synopsis allgemeiner Lebens- und spezieller anderer Wissenschaftsbereiche erkennbar werden.

5. Man muß also nach Lösungen suchen, um der Herausforderung sachgerecht standzuhalten. Hierzu ist eine Zusammenarbeit zwischen Röntgendiagnostik, Radiologischer Physik und Strahlenbiologie in einer bisher nicht üblichen Intensität erforderlich.

6. Hieraus sollte ein handliches System der Nutzen/ Schaden-Abwägung entwickelt werden, das der Röntgendiagnostik einen rational und quantitativ begründeten Anteil an der von mehreren Seiten beanspruchten zivilisatorischen Belastung, speziell Strahlenbelastung des Menschen, zu dessen Wohl sichert.

Summary

There has been considerable discussion recently regarding the scientific basis underlying radiation protection. Measures to this effect will be introduced on an international basis and the following considerations have been brought forward:

1) It is not generally realised that x-ray diagnosis is approaching a critical situation which will have various effects.

2) It will be necessary to estimate the risks to patients, and to judge how much radiation can justifiably be given.

3) The development of radio-diagnosis at present carries with it the need for further evaluation.

4) Radiologists are not adequately prepared for the problems, since their interests are predominantly medical and of specific diagnostic type, whereas the wider considerations arising from radiological diagnosis must be judged against a broader scene and require other branches of science for their full evaluation.

5) Appropriate solutions to these problems will have to be found. This will require co-operation between diagnostic radiologists, radiation physicists and radiation biologists to a much greater extent than hitherto.

6) An effective system for balancing the useful against the detrimental results will have to be developed. This will ensure that diagnostic radiology, based on rational and quantitative considerations, is of overal benefit to mankind.