Zusammenfassung
Ziel: Die umfangreiche Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit orofazialen Spaltbildungen stellt für die Eltern eine besondere Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel, den Zusammenhang zwischen mundgesundheitsspezifischer elterlicher Belastung und allgemeinem elterlichen Stress bei Kindern mit und ohne orofazialen Spaltbildungen zu untersuchen.
Methodik: Zur Beurteilung der mundgesundheitsspezifischen elterlichen Belastung während der kieferorthopädische Behandlung wurde ein Fragebogen entwickelt (FMB), zur Erfassung der allgemeinen elterlichen Belastung wurde der Parenting Stress Index (PSI) in der deutschen Kurzfassung verwendet. Eingeschlossen war jeweils ein Elternteil von 54 Kindern mit einer orofazialen Spaltbildung, die sich in kieferorthopädische Behandlung befanden. Eltern von 44 Kindern ohne Spaltbildung, die ebenfalls kieferorthopädisch behandelt wurden, dienten als Kontrolle. Die Fragen des FMB wurden auf der Grundlage der klinischen Praxis generiert, einer Faktorenanalyse unterzogen, die Reliabilität berechnet sowie zur Validierung mit dem PSI verglichen.
Ergebnisse: Es konnten für den FMB vier Faktoren generiert werden, die sich auf die persönliche/innere Belastung, die Belastung innerhalb der Familie, die zeitliche sowie die finanzielle Belastung bezogen. Die internen Konsistenzen der einzelnen Faktoren lagen mit einem Durchschnittswert von 0,7 im zufriedenstellenden Bereich. Weiterhin zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der mundgesundheitsspezifischen und der allgemeinen elterlichen Belastung bei Kindern mit orofazialen Spaltbildungen und Kindern ohne Spaltbildung. Zusätzlich ergab sich zwischen beiden Gruppen ein signifikanter Unterschied für die mundgesundheitsspezifische elterliche Belastung, nicht jedoch für den allgemeinen elterlichen Stress.
Schlussfolgerung: Wenn Eltern über mundgesundheitsbezogene Belastungen in der kieferorthopädischen Behandlung klagen, kann das ein Hinweis auf allgemein erhöhten elterlichen Stress sein. Deshalb sollte auch der Kieferorthopäde in psychologischer Gesprächsführung mit Eltern in besonderen Belastungssituationen geschult sein und bei Bedarf auf die Kompetenz einer medizinpsychologischen Abteilung zurückgreifen können.
Abstract
Aim: Parents of children with orofacial clefts take an active part in the rehabilitation of their children. Against this background, the aim of the present study was to determine the stress in parents of orthodontically treated children with and without orofacial clefts.
Method: For assessing oral health-specific stress in orthodontic treatment, a questionnaire was developed (FMB). General parenting stress was assessed by the Parenting Stress Index (PSI)-German Short Form. Parents of 54 orthodontically treated children with an orofacial cleft were included in the study. Parents of 44 healthy children served as controls. The questions of the FMB were generated on the basis of clinical practice and were factor analysed. The reliability was calculated and compared with the PSI for validation.
Results: The FMB questionnaire presented four factors regarding personal stress, stress within family life, temporal stress and financial stress. The inner consistency of each factor reached satisfactory results with a value of 0.7. Moreover, oral health-specific stress was significantly higher in parents of children with clefts compared to children without clefts. There was no difference in general parenting stress between the two groups. Moreover, both groups showed significant correlations between oral health-specific stress and general parenting stress.
Conclusion: Oral health-specific stress of children with orofacial clefts could be a hint on general parenting stress. Regarding parents in such stressful situations, the orthodontist should be trained in psychological counselling and should be able to cooperate with a clinical psychologist.
Schlüsselwörter
elterliche Belastung - mundgesundheitsspezifische Belastung - orofaziale Spaltbildung
Key words
parenting stress - oral health-specific stress - orofacial clefts