Rofo 1979; 130(1): 68-76
DOI: 10.1055/s-0029-1231226
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Osteoarthritis bei Neugeborenen. Radiologische Diagnostik und Verlaufsbeobachtungen

Osteoarthritis in the neonate. Radiologic diagnosis and follow-up observationsW. Weigel, W. H. Hayek, G. Bens
  • Universitäts-Kinderklinik Göttingen (Direktor: Prof. W. Schröter), Kinderkrankenhaus Wilhelmstift Hamburg (Chefarzt: G. Fleischhauer) und Städtische Kinderklinik Oldenburg (Chefärzte: Prof. J. Drescher und Prof. H. Gerken)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Juli 2009 (online)

Zusammenfassung

Ein tragisch verlaufener Fall einer neonatalen Sepsis, bei der die Diagnose einer Osteoarthritis erst retrospektiv im Alter von 6 Monaten gestellt wurde, mit schweren deformierenden metaphysären Strukturstörungen veranlaßte uns, auf die radiologische Frühdiagnose der septischen Osteoarthritis erneut hinzuweisen. Hervorgehoben wird die Bedeutung der im Röntgenbild erkennbaren Weichteilveränderungen bei Mitbeteiligung des Skelettsystems im Rahmen der Sepsis. Der früheste Befund ist die Abhebung des Fettstreifens entlang der Metaphyse langer Röhrenknochen. Weitere, nur an den Weichteilen der Extremitäten faßbare Befunde sind für eine Osteoarthritis ebenso beweisend wie die erst nach 1 bis 2œ Wochen erkennbaren Knochendestruktionen und Periostabhebungen. Die Frühveränderungen im Röntgenbild sind wichtig für die Herdlokalisierung z. B. vor einer Punktion des subperiostalen Abszesses oder des Gelenkes für die in diesem Alter besonders wichtige Erregerdiagnostik, außerdem zur Druckentlastung von Gelenkempyemen. Die Erregerdiagnostik ist mit Punktion befallener Skelettabschnitte oft erfolgreicher als mit der Blutkultur. Nur die Frühbehandlung vor der Zerstörung von Teilen des Wachstumsknorpels führt zu folgenloser Ausheilung der Osteoarthritis. Die Frühdiagnose einer septischen Coxitis anhand von Weichteilsymptomen kann vor der Destruktion des Femurkopfes bewahren. Wir empfehlen ein sog. „Babygramm“ nach der klinischen und laborchemischen Diagnose einer Sepsis und eine weitere Röntgenkontrolle nach 10 bis 14 Tagen.

Summary

A fatally ending index case of septic osteoarthritis that was diagnosed retrospectively initiated this report. This patient had severe, asymmetrically distributed metaphyseal growth disturbances at many long bones. In order to determine the features of early radiologic diagnosis we report the findings of 7 further patients with neonatal septic osteoarthritis with clinical and radiological follow-up. The most improtant observation for early radiologic diagnosis of osteoarthritis is the displacement of fat layers along the metaphysis. Other findings of the soft tissues have the same diagnostic value as bone destruction and subperiosteal new bone formation found one to three weeks later on roentgenfilms. Detecting early signs of osteoarthritis helps in localizing the focus for bacteriologic diagnosis, which is said to be more successful than blood cultures. Diagnosing a joint empyema initiates surgical intervention for pressure relief in order to avoid necrosis of the epiphysis as seen in the femoral head in septic arthritis of the hip joint. Early diagnosis and treatment prior to destruction of the growing cartilage is necessary to avoid growth disturbances and length discrepances of long bones. In cases of sepsis a so called “babygram” and a repeat examination 10 to 14 days later is mandatory.