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DOI: 10.1055/s-0029-1231833
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Sind die Röntgenstrahlen wirklich ein so gefährliches Keimgift?
Zugleich eine Erwiderung auf die Bemerkung von Schäfer „Über Röntgenschwachbestrahlung bei Sterilität“, Röfo Bd. 73, Heft 5, S. 611Publication History
Publication Date:
27 August 2009 (online)
Zusammenfassung
1. Die autoritativen Entscheidungen in Sachen: Erbschädigung durch Röntgenstrahlen werden in aller Form angefochten.
2. Die Röntgenstrahlen sind biologisch in keiner Weise das ungewöhnliche und unnatürliche Agens, als das sie hingestellt werden: sie wirken identisch wie die natürlichen Faktoren, die die Spontanmutationen herbeiführen und verstärken diesen naturgegebenen Vorgang höchstens etwas.
3. Die Anzahl der Mutationen, die die Röntgenstrahlen beim Menschen erzeugen, kann man nur beim Menschen, nicht aber bei der Drosophila bestimmen. Nur dann, wenn die Spontanmutationen die Erbmasse bleibend verschlechtern, verschlechtern auch die Röntgenmutationen die Erbmasse. Die Drosophila-Versuche sagen nichts darüber aus, ob die Spontanmutationen die Erbmasse beim Menschen verschlechtern. Wenn die Spontanmutationen beim Menschen die Erbmasse nicht bleibend verschlechtern, dann tun es die Röntgenmutationen auch nicht. Wer sich über die Spontanmutationen und ihre Wirkung auf die Erbmasse keine Sorge macht, macht sich höchst unnütz und grundlos Sorgen um die Röntgenmutationen.
4. Die Einwendungen, die gegen die Röntgenstrahlen erhoben werden, sind in demselben oder noch stärkerem Maßstab gegen die Mehrzahl aller wirkungsvollen ärztlichen Mittel und Eingriffe zu erheben. Also: entweder alle ärztlichen Eingriffe sind zu verbieten oder man belästige die Röntgenologen nicht weiter mit sonst nicht üblichen Schikanen.
5. Von der Röntgenophobie bleibt nichts übrig, als daß die Röntgenstrahlen ein differentes Mittel sind wie alle wirkungsvollen Mittel, und daß man sie daher nur anwenden darf, wenn es indiziert ist, wobei die Indikationsstellung grundsätzlich nicht strenger zu sein braucht als bei allen anderen differenten Mitteln.