Dtsch Med Wochenschr 1996; 121(34/35): 1066-1069
DOI: 10.1055/s-0029-1233824
Medizingeschichte

© 1996 by Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Konzepte und Experimente zum Nachweis der DNA als Vererbungssubstanz – Der historische Weg von Mendel und Miescher zum Schlüsselversuch der Avery-Gruppe und dessen Bestätigung am Phagenmodell

F. Kohl
  • Freiburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. August 2009 (online)

Resümee

Die gedanklichen Wurzeln der modernen Genetik und Molekularbiologie reichen bis in die sechziger Jahre des 19.Jahrhunderts zurück. Allerdings wurden viele der Pionierleistungen lange Zeit nicht genügend beachtet und konnten erst Jahrzehnte später in einem systematischen Zusammenhang interpretiert werden. So wurden Mendels 1865 veröffentlichte Kreuzungsexperimente erst um 1900 von der Wissenschaftsgerneinschaft wahrgenommen, und Mieschers Darstellung der Nucleinsäure (1869) wurde erst ab 1930 – lange nach der Aufstellung der Chromosomentheorie – für die biochemisch-genetische Forschung bedeutsam. An einem Pneumolzokken-Modell konnte 0. T. Avery 1944 die zentrale Rolle der DNA bei der von Griffith gefundenen «bakteriellen Transformation» nachweisen. Da die meisten Biochemiker die Proteine als wichtigste genetische Substanz angesehen hatten, wurde die DNA-Hypothese erst nach weiteren Experimenten und der Bestätigung am Phagenmodell (l952) allgemein anerkannt.