Sprache · Stimme · Gehör 2009; 33(3): 110-115
DOI: 10.1055/s-0029-1234080
Schwerpunktthema

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Minimale Hörstörungen im Kindesalter: Bedeutung, Auswirkungen und Behandlung als Übersicht

Minimal Hearing Loss in Childhood: Significance, Effects and Treatment – A ReviewA. Nickisch1
  • 1Pädaudiologie-Phoniatrie-Logopädie, Kinderzentrum München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. September 2009 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Als minimale Hörstörungen (MH) werden permanente Hörverluste bezeichnet, bei denen die Hörschwellen zwischen einer Normalhörigkeit und einer alltags- bzw. kommunikationsrelevanten Hörstörung liegen. Beim Neugeborenen-Hörscreening werden MH oft übersehen.

Methode/Ergebnisse: Aufgrund der Literatur stellen MH ein bedeutsames Risiko insbesondere für die schulische Entwicklung dar. Bei MH sind deutliche Beeinträchtigungen u. a. beim Hören im Störschall und in Klassenräumen zu beobachten. Sprachauffälligkeiten bestehen bei Kindern mit MH in der Regel nicht.

Schlussfolgerung: „Minimal” ist nicht mit „unbedeutend” gleichzusetzen. MH müssen wegen ihres Risikos für die Entwicklung ernst genommen werden. Als Behandlung kommt die Versorgung mit Hörgeräten und/oder FM-Systemen in Betracht. Zudem müssen Eltern und Betreuungspersonen umfangreich informiert sein und regelmäßig begleitet werden, um die Hör-, Sprach- und Schulentwicklung angemessen beobachten und unterstützen zu können. Kinder mit MH müssen bezüglich des Hörvermögens und ihrer sprachlichen, kommunikativen und schulischen Entwicklung bis zum Jugendalter regelmäßig pädaudiologisch überwacht werden.

Abstract

Background: Minimal hearing loss (MH) is defined as a permanent hearing disorder in which the thresholds lie between normal hearing ability and a hearing impairment affecting communication skills. In neonatal hearing screenings, these deficiencies are often overlooked or are not measurable.

Methods/Results: Research has shown that children with MH suffer primarily in their educational development. The classroom environment and noisy situations are challenging for children with MH. However, in most studies no related language disorders have been observed.

Conclusion: “Minimal” is therefore by no means “insignificant”. In order to ensure the optimal development of the child, this condition must be taken seriously. Treatment includes the use of hearing aids and FM systems. Additionally, parents and teachers must be adequately informed and trained to monitor the childŽs progress in school with regard to communication skills. Pedaudiological monitoring must take place regularly through adolescence to ensure the best possible language and educational development.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. A. Nickisch

Leiter Pädaudiologie-Phoniatrie-Logopädie

Kliniken des Bezirks Oberbayern, Kommunalunternehmen

Kinderzentrum München gGmbH (Direktor: Dr. M.-A. Marton)

Heiglhofstraße 63

81377 München

eMail: Andreas.Nickisch@lrz.uni-muenchen.de