Dtsch Med Wochenschr 2009; 134(40): 1983
DOI: 10.1055/s-0029-1237542
Editorial
Kardiologie, Prävention
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Präventive Kardiologie: Von der Prävention zur optimierten Patientenversorgung

Preventive cardiology: from prevention to optimal patient careR. Erbel1 , E. Erdmann2
  • 1Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum Essen, Universität Duisburg-Essen
  • 2Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. September 2009 (online)

Der kardiovaskuläre Tod betrifft uns alle! Er reißt unvorhergesehen selbst wohlinformierte, kenntnisreiche Kardiologen mit sich. So wie wir mit Bestürzung und Trauer das plötzliche Ableben unseres außerordentlich geschätzten Kollegen und erfolgreichen Wissenschaftlers Helmut Drexler zur Kenntnis nehmen mussten, kennen wir alle ähnliche Fälle. Sie sollten uns ein Ansporn sein, unsere Anstrengungen zur besseren Diagnostik und effektiveren Therapie auch der subklinischen koronaren Herzkrankheit zu intensivieren.

Diesem Thema ist die 33. Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie gewidmet, die gemeinsam mit der 20. Jahrestagung der Arbeitsgruppe Herzschrittmacher und Arrhythmie vom 8. – 10. Oktober 2009 in Dresden stattfindet. Die Tagungspräsidenten Prof. Dr. R. Erbel, Essen, und Prof. Dr. T. Lewalter, Bonn, haben als Thema „Von der Prävention zur optimierten Patientenversorgung” gewählt. Der Schwerpunkt wurde gelegt auf die Atherosklerose, die subklinisch bereits lange vor der klinischen Manifestation beginnt und viele Möglichkeiten bietet, effektive Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Aus diesem Grund werden im vorliegenden Schwerpunktheft entsprechende Themen aufgegriffen, die aktuell diskutiert werden und von großer klinischer Bedeutung sind:

Viele Patienten erleiden völlig unerwartet einen plötzlichen Herztod (30 % aller Erstmanifestationen einer Herzerkrankung) oder Herzinfarkt, so dass der Vorsorge und Prävention besondere Bedeutung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen zukommt. Um Risikopersonen zu identifizieren, sind Risiko-Scores entwickelt worden, die von H. Gohlke, Bad Krozingen, vorgestellt und in ihrer Bedeutung diskutiert werden. Nicht-invasiv, einfach und billig ist die Ergänzung der Vorsorgeuntersuchung durch Bestimmung des Knöchel-Arm-Index. Er erlaubt die Früherkennung einer peripheren Verschlusserkrankung und damit einer Atherosklerose noch im asymptomatischen Stadium. F. Er und E. Erdmann, Köln, zeigen auf, welche Indikationen es gibt, und vermögen sehr anschaulich die Durchführung und praktische Nutzung darzustellen. Neben der Bestimmung des Knöchel-Arm-Indexes ist die Ultraschalldiagnostik der Halsgefäße in der Früherkennung der Atherosklerose in den Vordergrund gerückt. Sowohl Plaques der Arteria carotis als auch vergrößerte Intima-Media-Dicke sprechen für die Risikobelastung eines Menschen oder Patienten. M. Bauer, Essen, und U. Nixdorff, Duisburg , widmen sich diesem kontroversen Thema. Neben den klassischen Risikofaktoren werden zunehmend Biomarker genutzt, um besonders gefährdete Personen und Patienten zu identifizieren. C. Sinning et al., Mainz, besprechen die Rolle von Biomarkern zur kardialen Risikostratifizierung. Die direkte Aufdeckung von Zeichen der Atherosklerose ist die Domäne bildgebender Verfahren. Mit Nachweis von Zeichen der Atherosklerose wird die Indikation zur nichtmedikamentösen und medikamentösen Prävention notwendig, um das Risiko zu senken. Optimal genutzt kann eine Absenkung um bis zu 80 und 90 % erreicht werden. A. Yilmaz und U. Sechtem, Stuttgart, stellen die Risikoprädiktion durch die kardiale Magnetresonanztomographie vor. Mit der Präsentation der 5-Jahres-Outcome-Daten der Heinz Nixdorf Recall-Studie auf der Tagung des American College of Cardiology in Orlando 2009 konnten wesentliche Meilensteine auf dem Weg einer verbesserten Risikostratifikation publiziert werden. Ziel dieser großen bevölkerungsbasierten Studie ist die verbesserte Prävention durch Implementierung neuer Marker. Am Beispiel der Verkalkung der Herzkranzgefäße als derzeit einzigem nicht-invasivem quantitativem Nachweis einer subklinischen Koronarsklerose illustrieren Möhlenkamp et al., Essen, welche Anstrengungen nötig sind, um die Einbindung eines neuen Risikomarkers in die etablierten Präventionsalgorithmen zu rechtfertigen. Anhand der Kasuistik eines Marathonläufers erörtern Plicht et al., Essen, das Potential der nicht-invasiven kardiovaskulären Bildgebung in der Prävention. Außerdem wird in diesem Heft das Problem der präklinischen Diagnostik des ST-Strecken-Hebungsinfarktes von M.A. Ohlow et al., Bad Berka, diskutiert. Die nicht ganz so einfache und oft fehlerhafte Bewertung mit den erheblichen negativen Konsequenzen werden diskutiert und Lösungsvorschläge vorgestellt.

Helmut Drexler hat in vielen wissenschaftlichen Gesellschaften wichtige Symposien initiiert und ausgerichtet. In dieser Wochenschrift hat er die Themen seines Kongresses anlässlich der 75. Frühjahrstagung der DGK im April 2009 vorgestellt und kommentiert. Es war auch sein Anliegen, durch gute Beiträge unseren Wissensstand zu verbessern. Diesem Ziel fühlen wir uns verbunden.

Prof. Dr. Raimund Erbel

Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum Essen, Universität Duisburg-Essen

Hufelandstr. 55

45122 Essen

eMail: erbel@uk-essen.de