Zentralbl Chir 2009; 134 - P55
DOI: 10.1055/s-0029-1238128

Die Bedeutung des mikrochirurgischen Beckenspans bei der zweizeitigen kaufunktionellen Rehabilitation nach Tumorresektion

A Ghassemi 1, D Riediger 1, M Gerressen 1
  • 1Universitätsklinikum, Klinik für Zahn-, Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Aachen, Germany

Die nach Resektion enoraler und extraoraler Malignome entstehenden Defekte umfassen oftmals neben den primär betroffenen Weichteilen das angrenzende Hartgewebe, sodass sich der Chirurg in vielen Fällen der besonderen Herausforderung eines kombinierten Weichgewebs- Knochendefekts gegenübersieht. Kombinierte Weichgewebs-Hartgewebedefekte werden in der Regel einzeitig unter Anwendung osteo(myo)kutaner Transplanatate wie der Fibula, Skapula oder in seltenen Fällen auch dem osteomyokutanen Beckenkamm verschlossen. Diese Methode hat den entscheidenden Nachteil, dass es oftmals schwierig ist, beide Transplantatanteile, d.h. sowohl Weich- als auch Hartgewebe, optimal zu positionieren. Darüber hinaus ist das Knochenangebot für eine spätere Implantatversorgung bei der Fibula und Skapula nicht immer ausreichend. Das osteomyokutane Beckenkammtransplantat hingegen ist relativ unsicher, was die Perfusion des Weichteilmantels angeht. Aus diesem Grund haben wir in den letzten Jahren ein 2-zeitiges Verfahren entwickelt, bei dem primär nach der Tumorresektion nur der Weichgewebsdefekt mit einem mikrochirurgischen Transplantat, vorzugsweise einem Radialislappen, gedeckt wird. Nach Ablauf von 6–12 Monaten erfolgt dann die knöcherne Rekonstruktion mit einem mikrochirurgischen Beckenkammtransplantat. Dieses Verfahren ermöglicht eine optimale Positioneirung sowohl von Weichgewebe als auch des Knochentransplantats und hat sich als sehr zuverlässige Methode erwiesen. Außerdem ist das mikrochirurgische Beckenkammtransplantat hervorragend für eine Implantatinsertion geeignet. Zwischen 1995 und 2008 haben wir auf diese Weise 74 Patienten versorgt und können eine Erfolgsquote von über 90% vorweisen.