Gesundheitswesen 2009; 71 - A60
DOI: 10.1055/s-0029-1239110

Identifizierung evidenzbasierter Versorgungsstandards: Leitliniensynopse am Beispiel der Depression

M Danner 1, C Bartel 1, W Hoffmann 1, U Siering 1, A Rüther 1
  • 1Versorgungsqualität, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln

Einleitung/Hintergrund: Evidenzbasierte Leitlinien enthalten Empfehlungen zu verschiedenen Versorgungsaspekten einer Erkrankung. Diese Empfehlungen sollen den aktuellen und auf der besten verfügbaren Evidenz beruhenden Präventions-, Diagnose-, Therapie- und/oder Rehabilitations-/Nachsorgestandard zu einer Erkrankung beschreiben. Am Beispiel der Depression wird gezeigt, dass die Leitliniensynopse ein geeignetes Instrument ist, einen Überblick über Versorgungsstandards im internationalen Vergleich zu geben sowie Lücken und Diskrepanzen in deren Darstellung zu identifizieren.

Material und Methoden: Durch eine systematische Recherche in Leitliniendatenbanken wurden evidenzbasierte Leitlinien identifiziert. Eingeschlossene Leitlinien mussten Empfehlungen zur Versorgung von erwachsenen Patienten mit unipolarer majorer Depression enthalten. Weitere wichtige Einschlusskriterien waren der Publikationszeitraum ab 2005, die Publikationssprachen Englisch und Deutsch sowie die dokumentierte Evidenzbasierung der Leitlinie. Die eingeschlossenen Leitlinien wurden einer strukturierten Informationssynthese unterzogen. Hierzu wurden die Kernempfehlungen der Leitlinien zu den verschiedenen Versorgungsaspekten der Depression systematisch in Tabellen extrahiert und zu Kernaussagen zusammengefasst. Die in den Leitlinien vergebenen Evidenz-/Empfehlungseinstufungen wurden einem aggregierten Evidenz-/Empfehlungseinstufungssystem unterstellt.

Ergebnisse: Zu vielen Versorgungsaspekten der Depression einschließlich Screening, Diagnose, Pharmako- und Psychotherapie konnten Versorgungsstandards identifiziert werden, die mit hohen Evidenz- bzw. Empfehlungseinstufungen verbunden waren. In einigen Bereichen war die Evidenzbasis der Versorgungsstandards schwach oder es wurden aufgrund unzureichender Evidenz gar keine Empfehlungen in den Leitlinien formuliert. Teilweise wurden von verschiedenen Leitlinien inhaltlich voneinander abweichende Empfehlungen zu gleichen Versorgungsaspekten gegeben. Die Methodik des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) schreibt vor, dass Ergebnisse erst nach deren Publikation veröffentlicht werden dürfen. Konkrete Ergebnisse der Leitliniensynopse können daher erst zum Kongresszeitpunkt dargestellt werden.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Eine Leitliniensynopse kann einen Überblick über bestehende Versorgungsstandards zu einer Erkrankung geben. Lücken in der Evidenz und Versorgungsbereiche mit weitergehendem Forschungs- bzw. Studienbedarf können hierdurch identifiziert werden. Bei Abweichungen in den Empfehlungen zu gleichen Versorgungsaspekten kann unter Anderem eine Prüfung der zu Grunde liegenden Evidenz hilfreich sein.