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DOI: 10.1055/s-0029-1239128
Gesundheitliche Ungleichheit und Lebenslagen
Die Frage nach der theoretischen wie empirischen Beschreibung sozial ungleicher Lebenslagen und damit verbunden nach der Festlegung und Operationalisierung der relevanten Dimensionen bewegt die Sozialstrukturanalyse und sicher zu einem geringerem Umfang auch die Sozialepidemiologie schon lange. Obgleich der „Abschied von der Klassengesellschaft“ intensiv diskutiert wurde, Bedenken an den Modellen der sozialen Schicht immer wieder geäußert werden, finden sich Ansätze zur Beschreibung von Soziallagen bis dato nur vereinzelt in sozialepidemiologischen Studien.
Eine Möglichkeit, Soziallagen empirisch zu bestimmen, stellt das Verfahren der Clusteranalyse dar. Im Rahmen des Vortrages werden zwei Studien vorgestellt, die eine Bestimmung von Soziallagen mittels Clusteranalyse im Kontext der Analyse gesundheitlicher Ungleichheit vorgenommen haben. In der ersten Studie wurden Daten von 6.094Müttern aus Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen in ganz Deutschland ausgewertet. Die Identifizierung von differenzierten Lebenslagen erfolgte unter Einbeziehung von Variablen zur sozioökonomischen, familiären und psychosozialen Lebenssituation. Die Daten des telefonischen Gesundheitssurveys 2003 (N=8.318) bilden die Datengrundlage für die zweite Studie. Zur Bestimmung der sechs Cluster wurden neben den klassischen Dimensionen sozialer Ungleichheit weitere Aspekte der sozialen Lebenslage, wie Arbeitslosigkeit, Familienstand, berücksichtigt.
In beiden Analysen konnten Kumulationen von schlechter und besser gestellten sozialen Lebenslagen ermittelt werden, die eine schichtspezifische Betrachtung deutlich spezifizieren. Auch in der Analyse gesundheitlicher Ungleichheit zeichnet sich eine solche Betrachtungsweise durch die damit einhergehende Differenzierung von Ressourcen bzw. Risiken für die Gesundheit aus.
In der Diskussion werden die Potentiale einer solchen Vorgehensweise im Vergleich zu einer schichtspezifischen Analyse ausgelotet; damit verbundene Nachteile diskutiert.