Gesundheitswesen 2009; 71 - A189
DOI: 10.1055/s-0029-1239239

Prädiktoren der direkten, indirekten und intangiblen Kosten nach einem Polytrauma

B Anders 1, C Janßen 1, S Thüm 1, O Ommen 1, H Pfaff 1
  • 1Medizinische Soziologie, Universität Köln

Einleitung: In Deutschland erleiden jährlich etwa 35.000 Menschen ein Polytrauma nach einem Unfall. Besonders häufig verunfallen dabei männliche Personen zwischen 20 und 40 Jahren, welche sich in einer beruflich sehr aktiven Phase befinden. Dadurch entstehen erhebliche Kosten: Akutkosten (u.a. Operationen, Aufenthalt auf der Intensiv- und Normalstation und in der Rehabilitationsklinik), indirekte Kosten (Arbeitsunfähigkeit, Umschulungsmaßnahmen oder Frühberentung) sowie intangible Kosten (Reduzierung der Lebensqualität). Neben der Berechnung der verschiedenen Kostenarten soll in der vorliegenden Analyse weiterhin ermittelt werden, ob Zusammenhänge zwischen den Kosten und soziodemographischen (Alter, Geschlecht, Familienstand) bzw. sozioökonomischen (Bildung, Beruf, Einkommen) Angaben der schwerverletzten Patienten bestehen.

Daten und Methoden: Insgesamt konnten 862 schwerverletzte Patienten in Rahmen einer von der DFG geförderten Studie eingeschlossen werden, welche zwischen 2001 und 2007 in den unfallchirurgischen Abteilungen der Unikliniken Köln-Lindenthal, Köln-Merheim, Bonn und Aachen versorgt wurden. Die Patienten wurden in einem standardisierten Vorgang bis 18 Monate nach Trauma befragt und untersucht. Dabei wurden Daten zur Akut-, Reha- und ambulanten Versorgung gesammelt und ausgewertet. Die intangiblen Kosten wurden in der vorliegenden Analyse mit dem SF36 operationalisiert (Bullinger 1998).

Ergebnisse: Insgesamt liegen auswertbare Datensätze zu 117 Patienten vor. Ausgeschlossene Patienten und die Gründe dafür wurden ausführlich dokumentiert und auf ihre Wirkung auf das Gesamtergebnis untersucht. Die Analysen werden zur Zeit durchgeführt und sollen auf dem Kongress erstmalig der Fachöffentlichkeit vorgestellt werden.

Schlussfolgerungen: Mit den Angaben zu den direkten Kosten für die Rehabilitationsklinik sowie den indirekten Kosten zu Arbeitsunfähigkeit, Umschulungsmaßnahmen oder Frühberentung kann erstmalig in Deutschland ein umfassendes Kostenmodell für polytraumatisierte Patienten berechnet werden. Aus den Zusammenhangsanalysen mit den sozio-demographischen sowie -ökonomischen Angaben sollen Empfehlungen für die Verbesserung der Versorgung von sozial benachteiligten Gruppen abgeleitet werden.