Gesundheitswesen 2009; 71 - A204
DOI: 10.1055/s-0029-1239254

Beständigkeit positiver Interventionseffekte auf das Freizeitverhalten – ein Jahr nach „fit für pisa“

S Liersch 1, S Bisson 1, V Henze 1, C Krauth 1, E Mayr 1, M Röbl 1, U Walter 1
  • 1Stiftungslehrstuhl Prävention und Rehabilitation in der System- und Versorgungsforschung am Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung: Die von 2007–2010 BMBF-geförderte Studie soll Aufschluss darüber geben, inwieweit sich täglicher Sportunterricht auf Gesundheit und Bewegungsverhalten von Schülern langfristig auch nach Abschluss der Intervention auswirkt und inwieweit Kinder mit erhöhten Risikofaktoren von dem Angebot profitieren. Die Interventionsmaßnahme „fit für pisa“ ergänzt während der gesamten Grundschulzeit die obligatorischen zwei Schulstunden Sport/Woche durch drei weitere Sportstunden an fünf Grundschulen in Göttingen.

Methoden: Neben der Schuleingangsuntersuchung werden seit dem Schuljahr 2003/4 mit den Schülern jährliche medizinische Anamnesen und Untersuchungen durchgeführt, die u.a. die motorische Entwicklung durch Sporttests beinhalten. Im Längsschnittansatz wurde am Ende der 5. Klasse von 216 Schülern (Interventiongruppe: n=103; Kontrollgruppe: n=113) über das Freizeitverhalten auch die körperliche Aktivität im Alltag mittels eines Kinderfragebogens erfasst. Zudem lässt der eingesetzte Elternfragebogen Rückschlüsse auf soziodemographische Merkmale wie Migrationshintergrund und Sozialstatus zu. Zur Gegenüberstellung des Freizeitverhaltens von Kindern und Jugendlichen in Deutschland wurden Items aus den Instrumenten des Kernsurveys sowie des Motorik-Moduls der KiGGS-Studie genutzt.

Ergebnisse: Die Querschnittsanalysen nach Abschluss der Intervention am Ende der 4. Klasse zeigen, dass das Interesse der Interventionsschüler an Sport signifikant gesteigert wurde (adjustiert für Geschlecht und Sozialstatus). Zudem verbringen die Schüler der Interventionsgruppe täglich weniger Zeit vor dem Fernseher als die Schüler der Kontrollgruppe (p=0,057 adjustiert für Geschlecht und Sozialstatus). Jungen der Interventionsgruppe mit hohem Sozialstatus sind im Bezug zur Kontrollgruppe signifikant häufiger außerhalb eines Vereins körperlich-sportlich aktiv. Hingegen betätigen sich Mädchen mit hohem Sozialstatus der Interventionsgruppe häufiger im Sportverein. Die Längsschnittanalysen zeigen, inwieweit sich die positiven Effekte der Intervention auf das Freizeitverhalten der Schüler ein Jahr nach Abschluss verändert haben.

Schlussfolgerung: Die Förderung der körperlichen Aktivität durch täglichen Sportunterricht trägt zur Verbesserung der Gesundheit von Kindern bei und fördert die körperliche Aktivität im Alltag. Befragungen in der 6. Klasse werden Hinweise auf die Nachhaltigkeit zwei Jahre nach Abschluss der Interventionsmaßnahme „fit für pisa“ geben.