Gesundheitswesen 2009; 71 - A233
DOI: 10.1055/s-0029-1239283

Schlafstörungen in Pflegeheimen. Einfluss auf soziale Beziehungen und das Aktivitätesniveau

V Garms-Homolova 1, U Flick 1, K Theiss 1, G Roehnsch 1
  • 1ASH, Berlin

Hintergrund, Ziele: Schlafstörungen sind im Alter stark verbreitet. Bis zu 60% der Population im Alter von 65+ Jahren leiden an irgendeiner Form von Schlafproblemen. Diese haben einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen. Analysen zeigen, dass Schlafstörungen das Risiko von Neuerkrankungen und Unfällen erhöhen können. Das Ziel des Projekts „Insomnia“, das im Rahmen des Berliner AMA-Verbundes vom BMBF gefördert wird, ist die Untersuchung des Einflusses von Schlafstörungen auf typische Muster und die gegenseitige Dynamik von Komorbiditäten bei institutionalisierten Personen mit Pflegebedarf. Erste Ergebnisse der Studie werden hier vorgestellt.

Methode: Die Studie arbeitet mit Längsschnittsdaten aus einem Zeitraum von drei Jahren, jedoch basiert die Präsentation auf Querschnittsdaten aus dem Jahr 2006. Sie wurden von Bewohnern in 36 Pflegeheimen (n=2577) mithilfe des Minimum Data Set des Resident Assessment Instrument 2.0 erhoben (Morris et al. 1995, deutsche Version: Garms-Homolová/Gilgen 2000).

Ergebnisse: 27,4% der untersuchen Pflegeheimbewohner litten mehrmals pro Woche, 9,9% täglich unter Schlafstörungen. Keinen erholsamen Schlaf fanden 22,9% mehrmals pro Woche und 5,4% täglich. 5,4% der Studienpopulation waren somnolent, 3,9% hypersomnolent. Ein auf der Basis von 44häufigen, „aktiven“, chronischen Erkrankungen kalkulierter Multimorbiditätsindex korreliert positiv mit Schlafstörungen und negativ mit der Morgenmüdigkeit. Die Analyse bestätigte den Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und dem Auftreten von Unfällen. Es bestand eine hochsignifikante Relation zwischen Schlafstörungen und Verhaltsauffälligkeiten. Soziale Beziehungen von Bewohnern mit Schlafstörungen erwiesen sich als überdurchschnittlich konfliktträchtig. Beeinträchtigt waren insbesondere Beziehungen zu Familienangehörigen und zum Personal der versorgenden Pflegeeinrichtungen.

Schlussfolgerung: Schlafstörungen institutionalisierter alter Menschen mit Pflegebedarf und die festgestellte Multimorbidität beeinflussen sich gegenseitig und wirken sich auf die gesamte Lebensführung, die Aktivierungschancen, aber auch auf das Partizipationsniveau der alten Personen in Aktivitäten der Einrichtungen negativ aus.