Gesundheitswesen 2009; 71 - A254
DOI: 10.1055/s-0029-1239304

Verständlichkeit und Nutzen von Qualitätsberichten Rehabilitation aus Sicht der Nutzer

G Seidel 1, I Haase 1, E Walle 1, M Dierks 1
  • 1Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung: Strukturierte Qualitätsberichte werden auch von Reha-Einrichtungen veröffentlicht. Bislang fehlen empirische Hinweise, welche Wirkung die Berichte auf (potentielle) Rehabilitanden haben und wie verständlich und relevant die Texte aus Sicht der Nutzer sind. Am Beispiel eines Qualitätsberichts des Jahres 2007 einer Klinikgruppe wurden die o.g. Forschungsfragen im Rahmen von Gruppendiskussionen (GD) bearbeitet.

Material und Methoden: Befragt wurden gesunde Erwachsene (N=8, GD 1), Mitglieder einer Osteoprose-Selbsthilfegruppe (N=7, GD 2) und Personen in stationären, medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen (N=11, Reha-Patienten Orthopädie, GD 3; N=8, Reha-Patienten Kardiologie, GD 4). Eingesetzt wurde ein Methodenmix aus individuellen Anmerkungen der Testleser und leitfadenbasierten, strukturierten Gruppendiskussionen. Im Analyseprozess wurden die Einschätzungen der Teilnehmer systematisch aufgearbeitet und den Leitfragen zugeordnet.

Ergebnisse: 65% der Befragten waren weiblich, die Altersstruktur der Gesamtgruppe lag zwischen 32–84 Jahren, 85% der Probanden hatten Erfahrungen mit Rehabilitationskliniken. Die Initiative der Klinikgruppe, einen Qualitätsbericht als Information für Patienten bereitzustellen, wird von allen Befragten begrüßt. Relevante Informationen aus Nutzersicht sind die medizinischen Schwerpunkte der Klinik, die Ergebnisse von Patientenbefragungen und Informationen zum Service. Weniger relevant sind Hinweise auf Qualitätsprojekte der Klinik, Leitlinien und die Beteiligung an Wissenschaft und Forschung.

Die Testleser bescheinigen dem Qualitätsbericht einen verständlichen, sachlichen Sprachstil. Sie bemängeln die Länge des Berichts und die vielen Fachausdrücke und Abkürzungen. Methodische Details wirken verwirrend, sehr positive Ergebnisse der Fachklinik im Vergleich zu anderen Kliniken werden kritisch hinterfragt. Unklar ist den Befragten, ob sich der Bericht primär an Patienten, Kostenträger oder Ärzte richtet.

Schlussfolgerungen: Qualitätsberichte der Rehabilitationskliniken werden von den (potentiellen) Nutzern als wichtige Informationsquelle betrachtet. Zukünftige Berichte sollten klar auf die Zielgruppe „Patienten“ fokussiert werden und die oben genannten Interessensschwerpunkte vorrangig aufgreifen. Fachausdrücke, Abkürzungen und methodische Details sollten vermieden werden. Je kürzer die Texte sind, desto eher werden die enthaltenen Informationen auch wahrgenommen und verstanden. Textteile sollten durch aussagefähige Illustrationen unterstützt werden. Vor Drucklegung sollten Patienten als Testleser eingesetzt werden.