Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70(4): 273-280
DOI: 10.1055/s-0029-1241025
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwangerschaften bei erhöhtem mütterlichen Alter: Ergebnisse aus Zürich und Literaturübersicht

Pregnancies at an Advanced Maternal Age: Results From Zurich and Review of the LiteratureM.-K. Billmann1 , W. Rath2 , E. Beinder1
  • 1UniversitätsSpital Zürich, Department Frauenheilkunde, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz
  • 2Medizinische Fakultät des Universitätsklinikum Aachen (RWTH), Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Aachen
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Publikationsverlauf

eingereicht 20.9.2009

akzeptiert 11.11.2009

Publikationsdatum:
09. April 2010 (online)

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Zusammenfassung

Mit dem Alter der Mutter steigen die beiden Hauptprobleme der Frühschwangerschaft, nämlich Frühaborte und fetale Aneuploidien, steil an. Die Wahrscheinlichkeit, den Kinderwunsch auch unter Zuhilfenahme von reproduktionsmedizinischen Methoden nach dem 35. Lebensjahr verwirklichen zu können, sinkt deutlich und nach dem 40. Lebensjahr rapide ab. Anders sieht es dagegen bei Schwangerschaftskomplikationen im 2. und 3. Trimester aus. Es werden zwar Fehlbildungen, der intrauterine Fruchttod, die fetale Wachstumsrestriktion, der frühe vorzeitige Blasensprung, vorzeitige Wehen, hypertensive Schwangerschaftskomplikationen, Plazentationsstörungen, die Placenta praevia und Mehrlingsschwangerschaften bei höherem Alter der Mutter signifikant häufiger festgestellt. Dennoch sind Frühgeburt und perinatale Mortalität als die wichtigsten Parameter des perinatalen Outcomes in den verschiedenen Untersuchungen nicht oder nur gering erhöht, wenn mit multivariaten Regressionsmodellen der Einfluss präexistierender maternaler Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 und arterielle Hypertonie sowie das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften eliminiert werden. Das Alter der Mutter als einziger Prädiktor ist somit nur mit einer geringen Erhöhung von Komplikationen in der Spätschwangerschaft assoziiert. Dementsprechend ist eine Schwangerschaft bei höherem mütterlichen Alter zwar eine Risikoschwangerschaft und eine adäquate Beratung ist unerlässlich, aber die Prognose bei gesunden Frauen ist gut. Eine engmaschige Schwangerschaftsvorsorge zur Früherkennung von fetalen Aneuploidien, hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen, eines Gestationsdiabetes und einer fetalen Wachstumsrestriktion sind bei älteren Schwangeren indiziert. Aufgrund des steilen Anstiegs der Häufigkeit von Frühaborten und fetalen Aneuploidien sollte allerdings davon abgeraten werden, den Schwangerschaftswunsch erst nach dem 40. Lebensjahr realisieren zu wollen.

Abstract

Advanced maternal age compared to younger maternal age is associated with a steep increase in complications during early pregnancy, fetal aneuploidy and spontaneous early abortion. Similarly, second and third trimester complications including multiple pregnancies, intrauterine growth restriction, intrauterine death, placenta praevia, placental abruption, premature preterm rupture of membranes and preterm labor are increased. Interestingly, premature delivery and perinatal mortality – the most important parameters for the description of overall fetal pregnancy risk – are only modestly increased, if maternal age is controlled for preexisting maternal complications such as diabetes mellitus type 2, arterial hypertension and arteriosclerosis by statistical methods and if multiple pregnancies are excluded. Advanced maternal age is a pregnancy risk factor and adequate counselling is mandatory, but the prognosis of singleton pregnancies is similar to that of younger pregnant women, if there are no preexisting maternal diseases. However, due to the high incidence of fetal aneuploidy and spontaneous early abortion with advanced maternal age, postponing pregnancy after the age of 40 is associated with a high failure rate and therefore is not recommended.

Literatur

Prof. Dr. med. Ernst Beinder

UniversitätsSpital Zürich
Department Frauenheilkunde

Frauenklinikstr. 10

8091 Zürich

Schweiz

eMail: ernst.beinder@usz.ch