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DOI: 10.1055/s-0029-1241100
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Lungenentzündung - Forscher finden Ersatz für Antibiotika
Publication History
Publication Date:
17 September 2009 (online)
Forscher der Charité - Universitätsmedizin Berlin haben gemeinsam mit Kollegen der Rockefeller University in New York erfolgreich eine neue Therapie gegen Lungenentzündungen getestet. Das Team um Dr. Martin Witzenrath und Prof. Norbert Suttorp berichtet, dass es bei Mäusen erstmals gelungen sei, eine durch Pneumokokken hervorgerufene Lungenentzündung mit dem Enzym Cpl-1 zu heilen (Witzenrath et. al., Critical Care Medicine 2009; 37: 642–649).
Das Enzym Cpl-1 wird von Bakteriophagen produziert, d. h. von Viren, die in Bakterien eindringen, sich dort vermehren und anschließend das Bakterium zerstören. "Nach unseren Ergebnissen ist Cpl-1 genauso wirksam wie ein Antibiotikum, ohne dabei andere Bakterien anzugreifen. Leider wirkt es nur bei Pneumokokken, es gibt jedoch vergleichbare Enzyme gegen verschiedene Bakterien", so Witzenrath.
Ein Versuch mit Mäusen veranschaulicht die Wirkung des Enzyms Cpl-1. Die schwer an einer Lungenentzündung durch Pneumokokken infizierten Mäuse wurden in 3 Gruppen eingeteilt: Die 1. Gruppe bekam das klassische Antibiotikum Penicillin und überstand die Erkrankung. Der 2. Gruppe wurde Cpl-1 verabreicht, die 3. erhielt ein Placebo. Alle mit Placebo behandelten Mäuse verstarben, ihre mit Cpl-1 behandelten Artgenossen überlebten. Es kam hier zu einer deutlichen Abnahme der Bakterienzahlen in Lunge und Blut. Die typischen Symptome der Lungenentzündung verschwanden rasch. Nebenwirkungen von Cpl-1 sind bisher weder bei Mäusen noch bei menschlichen Zellkulturen aufgetreten.
"Herkömmliche Antibiotika helfen bei einer Lungenentzündung zunehmend nicht mehr, weil sie zu oft für harmlose Krankheiten verschrieben werden", erklärt Witzenrath. Deshalb fahnden Forscher in aller Welt nach neuen Therapiestrategien. "Cpl-1 könnte sich als ein Ausweg erweisen", hofft er. Zulassungsverfahren für erste klinische Studien laufen bereits.
Mitteilung der Charité-Universitätsmedizin Berlin