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DOI: 10.1055/s-0029-1241176
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Editorial
Publication History
Publication Date:
10 December 2009 (online)
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K. Hahn
Im Gegensatz zu allen anderen medizinischen Fachgebieten werden die „Strahlenfächer” (Nuklearmedizin, Radiologie und Strahlentherapie) durch staatliche Verordnungen (Röntgenverordnung, Strahlenschutzverordnung, Richtlinie Strahlenschutz in der Medizin usw.) „zwangsweise” bis ins Detail der Qualitätskontrolle und -sicherung zugeführt. So sind z. B. die Indikationen zur Diagnostik und Therapie, die Art und Durchführung der einzelnen Verfahren, Art und Inhalt der Befunde sowie die Dokumentation und Archivierung der Untersuchungs- und Therapiedaten weitgehend vorgeschrieben.
Die Einhaltung dieser staatlichen Vorschriften zu überprüfen obliegt den Aufsichtsbehörden der einzelnen Bundesländer (Gewerbeaufsichtsämter, Landesämter für Umweltschutz usw.). Seit einigen Jahren erfolgt zusätzlich durch die Ärztlichen Stellen eine physikalische und medizinische Beratung und Kontrolle, ob alle gesetzlichen Regelungen durch die Anwenderinnen/Anwender auch eingehalten werden. Die Ergebnisse dieser Überprüfungen zeigen sehr deutlich, dass aufgrund einer kompetenten Beratung durch die Ärztlichen Stellen die Qualität von Diagnostik und Therapie wesentlich gesteigert werden konnte.
Anlass für diese „Sonderregelung” der „Strahlenfächer” ist es, die Patienten vor einer ungerechtfertigten, zu hohen oder für sie nutzlosen Strahlenexposition zu schützen.
Hier ergibt sich die Frage, warum diese zwar oft lästige, aber doch nachweisbar erfolgreiche Reglementierung nur für die „Strahlenfächer”, nicht aber für andere medizinische Fachgebiete vorgeschrieben ist. Zwar ist die Strahlung – zumindest in höheren Dosen, sei es radioaktive oder Röntgenstrahlung – zweifelsfrei für den Menschen gefährlich, aber werden nicht auch in anderen Fächern wie z. B. in der Chirurgie (kosmetische Chirurgie!) oder Onkologie gefährliche Verfahren angewendet, ohne in gleicher Weise reglementiert zu werden?
Diese Sonderstellung der „Strahlenfächer” hat für sie jedoch neben der Qualitätsverbesserung auch den Vorteil, dass Zertifizierungen der Institutionen erheblich erleichtert werden, da die Ärztlichen Stellen die physikalische und medizinische Qualität der medizinischen Maßnahmen, z. B. Indikationen, Untersuchungsprotokolle, Befunde, Dokumentation und Archivierung, sicherlich kompetenter als alle Zertifizierungsinstitutionen beurteilen und dokumentieren können, sodass für die Zertifizierung nur noch die Praxis/Krankenhausorganisation ergänzt werden müsste.
Erste Anwendungen dieser kombinierten Zertifizierung zeichnen sich ab.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Klaus Hahn
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
Klinikum Innenstadt
Ludwig-Maximilians-Universität München
Ziemssenstraße 1
80336 München
Email: Klaus.Hahn@med.uni-muenchen.de