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DOI: 10.1055/s-0029-1241829
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Die Zukunft der beruflichen Rehabilitation Erwachsener gestalten: Acht Handlungsfelder als Ausgangspunkt für einen akteursübergreifenden Innovationsprozess
Shaping the Future of Vocational Rehabilitation of Adults: Eight Fields of Action as Starting Points for a Cross-Actor Innovation ProcessPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
12. Januar 2010 (online)
Zusammenfassung
Die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Oktober 2007 eingesetzte wissenschaftliche Fachgruppe RehaFutur hatte den Auftrag, Eckpunkte für die mittel- und langfristige Entwicklung der beruflichen Rehabilitation erwachsener behinderter Menschen (Wiedereingliederung) zu erarbeiten. Ausgangsfragen waren u. a.: Welche Funktion soll berufliche Rehabilitation in einer dienstleistungs- und wissensorientierten Arbeitswelt haben, die zunehmend stärker durch demografischen Wandel geprägt ist? Wie kann das grundrechtlich und gesetzlich verbriefte Recht behinderter Menschen zur Teilhabe am Arbeitsleben mittels beruflicher Rehabilitation auch zukünftig bedarfsgerecht eingelöst werden? Die Untersuchung sozialrechtlicher, sozial- und bildungspolitischer sowie europäischer Einflussfaktoren auf die berufliche Rehabilitation und die Bewertung der Arbeitsmarkt- und demografischen Entwicklungen bildeten die Grundlage für die Ableitung zukünftig relevanter Handlungsfelder. In den Handlungsfeldern werden die Aspekte Chancengerechtigkeit im Zugang, Entwicklungs- und Bedarfsorientierung, Nähe zur realen Berufs- und Arbeitswelt sowie die Rolle von Selbstbestimmung und Selbstverantwortung thematisiert. Die Handlungsfelder sind als Rahmenkonzept für die Gestaltung eines ak-teurübergreifenden Innovationsprozesses zu verstehen. Eine zukunftsfähige berufliche Rehabilitation zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sie die Selbstbestimmung und Selbstverantwortung der Menschen mit Behinderung gezielt fördert und im Prozess aktiv nutzt sowie die eigenständige Lebensgestaltung stärkt, die gesellschaftliche Teilhabe durch inklusive Strukturen gewährleistet und die Teilhabe am Arbeitsleben durch nachhaltige Bildung mit ganzheitlicher Entwicklung der fachlichen und personalen Kompetenz, ausgerichtet auf die individuellen Ressourcen und Potenziale, ermöglicht und durch systematische Vernetzungen mit Unternehmen absichert. Die vorliegende Konzeption beinhaltet für die berufliche Rehabilitation erwachsener behinderter Menschen einen Paradigmenwechsel, der nur gemeinsam von Leistungsträgern und Leistungserbringern unter Einbeziehung der Leistungsberechtigten zu bewältigen ist.
Abstract
Established by the Federal Ministry of Labour and Social Affairs (BMAS) in October 2007, the Scientific Expert Group RehaFutur had been commissioned to elaborate cornerstones for the medium- and long-term development of vocational rehabilitation of adults with disabilities (re-integration). Initial questions inter alia were as follows: Which function should vocational rehabilitation have in a service- and knowledge-oriented working world that will increasingly be affected by demographic change? How can disabled persons' right to occupational participation by way of vocational rehabilitation, a right stipulated both under the German constitution and in German law, be realized as needed also in the future?
Various fields of action have been derived on the basis, for one, of an investigation of the factors, social law, social and education policy as well as European, influencing vocational rehabilitation and, for the other, of an evaluation of current labour market and demographic developments. Dealt with in the fields of action outlined are the aspects: equitable opportunities of access, developmental and needs orientation, closeness to the real occupational and working world, as well as the role of self-determination and self-responsibility. The fields of action are to be understood as framework concept for shaping a cross-actor innovation process.
Sustainable vocational rehabilitation is characterized in particular by the fact that it is specifically targeted at promoting disabled persons' self-determination and self-responsibility actively using these in the process and that it strengthens an independent lifestyle, ensures social participation by inclusive structures; also, it facilitates continued participation in working life by ongoing education involving holistic development of professional and personal competencies oriented towards the individual's resources and potentials, safeguarding it by systematic networking with companies.
The concept presented for vocational rehabilitation of adults with disabilities encompasses a change of paradigms which service carriers and providers will have to face jointly and including the service users, the rehabilitants.
Schlüsselwörter
RehaFutur - Teilhabe - berufliche Rehabilitation - Innovationsprozess - Chancengerechtigkeit - Leitbild - Selbstbestimmung - Zukunft
Key words
RehabFutur - participation - vocational rehabilitation - innovation process - equitable opportunities - guiding concepts - self-determination - future
Literatur
-
1
Bundesministerium für Arbeit und Soziales, .Hrsg.
Stellungnahme der wissenschaftlichen Fachgruppe RehaFutur zur Zukunft der beruflichen Rehabilitation in Deutschland. Forschungsbericht F393 . Bonn: BMAS 2009 auch verfügbar unter: http://www.bmas.de (Publikationen, Stichwort RehaFutur)
1 Die Stellungnahmen der Leistungsträger und Leistungserbringer sowie Ablauf und Ergebnisse des Workshops sind im Bericht der wissenschaftlichen Fachgruppe dokumentiert (vgl. [1]).
2 Damit ist das gesamte institutionelle Gefüge und Leistungsspektrum der Wiedereingliederung erwachsener behinderter und von Behinderung bedrohter Menschen gemeint. Die berufliche Ersteingliederung ist somit nicht das Thema der vorliegenden Stellungnahme.
3 Der vorliegende Abschnitt gibt die Positionen der Akteure sehr zugespitzt wieder. Die Kernaussagen der verschiedenen Akteure sind ausführlich in der Stellungnahme der wissenschaftlichen Fachgruppe dokumentiert (vgl. [1]).
4 Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) kann hier als Grundlage für das Assessment dienen.
5 Die der vorliegenden Konzeption zu Grunde gelegte Literatur ist in der Stellungnahme der wissenschaftlichen Fachgruppe RehaFutur dokumentiert (vgl. [1]).
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Hans-Peter Riedel
Deutsche Akademie für Rehabilitation e. V.
c/o Reha-Zentrum Godeshöhe
Waldstraße 2–10
53177 Bonn
eMail: pitriedel@gmx.de