Rofo 2009; 181(11): 1030
DOI: 10.1055/s-0029-1241983
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Nephrogene systemische Fibrose oder Niereninsuffizienz - Wie hoch ist das Risiko?

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Publication Date:
06 November 2009 (online)

 

Nach früheren Studien werden gadoliniumbasierte Kontrastmittel als Triggerfaktoren für die Entwicklung einer nephrogenen systemischen Fibrose (NSF) angesehen. Bridges et al. analysierten deren Inzidenz und die Häufigkeit nephrotoxischer Komplikationen. AJR Am J Roentgenol 2009; 192: 1538-1543

Nachdem wiederholt über Fälle von NSF nach Kontrastmittelapplikation berichtet wurde, sind die gadoliniumbasierten Kontrastmittel ins Gerede gekommen. Bridges et al. kritisieren dabei, dass nicht zwischen den verschiedenen Gadoliniumprodukten differenziert wurde und fanden in ihrer Untersuchung mit Gadodiamid nur eine geringe NSF-Inzidenz. Eine mögliche Nephrotoxizität bestätigte sich nicht.

NSF bei einem 40-jährigen Patienten, der seit 3 Jahren wegen einer terminalen Niereninsuffizienz bei IgA-Nephropathie mit CAPD behandelt wurde. Etwa 8 Monate vor dieser Aufnahme erfolgte die Durchführung eines Schädel-MRT mit Gadoliniumgabe. Einige Wochen danach bildeten sich deutliche Verhärtungen der Haut und Beugekontrakturen der Finger, sodass diese nicht mehr gestreckt werden konnten. Mittels Hautstanze wurde die Verdachtsdiagnose einer nephrogenen systemischen Fibrose bestätigt (Bild: Kuhlmann U/Walb D/Böhler J et al. (Hrsg.). Nephrologie. Thieme 2008).

61 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren nahmen an der Untersuchung teil. Alle hatten eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz. 33 wurden nicht dialysiert. Sie erhielten 40-200 ml Gadodiamid im Rahmen einer CT oder Angiografie. Indikationen waren geplante Organtransplantationen, Komplikationen danach oder Gefäßprobleme. 26 Patienten erhielten in den folgenden 2 Wochen wegen anderer Untersuchungen weitere 18-80 ml Kontrastmittel.

Ein Patient entwickelte im Verlauf eines Jahres eine NSF. Dies entsprach einer Inzidenz von 1,6 % für diese Gruppe mit hoher Kontrastmittelapplikation und unterschiedlichem Risiko. Der 58-jährige Mann litt unter einer diabetischen Vaskulopathie im Endstadium und wurde regelmäßig dialysiert. Weitere Risikofaktoren waren eine chronische Pankreatitis, Z.n. Myokardinfarkt, diabetische Retinopathie und Neuropathie sowie eine Infektion mit methicillinresistenten Staphylokokken kurz vor der Kontrastmittelexposition. Die NSF trat 6 Wochen nach Applikation von 50 ml auf (Venografie). In den folgenden 3 Monaten erhielt der Patient 100 ml Gadodiamid bei der MRT.

Eine mögliche nephrotoxische Wirkung des Gadodiamids konnte für die Subgruppe der nicht dialysepflichtigen Patienten ausgeschlossen werden. Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) betrug vor der Exposition durchschnittlich 30 ml/min/1,73 m2. Die Kontrolluntersuchung innerhalb von 5 Tagen ergab eine Änderung von durchschnittlich 2,4 ml/min/1,73 m2. Dies bedeutete stabile oder leicht verbesserte Werte.