PPH 2009; 15(5): 218-225
DOI: 10.1055/s-0029-1242101
Schwerpunkt: Anerkennung und Wertschätzung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Korrigieren und Anerkennen: zwei simultan auftretende und sich widersprechende Sichtweisen des Grenzensetzens in der psychiatrischen Pflege

Solfrid Vatne, May Solveig Fagermoen
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Publication Date:
10 November 2009 (online)

Zusammenfassung

Dieser Artikel berichtet über eine Studie über das Grenzensetzen von psychiatrischen Pflegekräften und wie sie korrigierende und therapeutisch begrenzende Interventionen begründen. Die Studie bestand, basierend auf einem aktionswissenschaftlichen Design, aus drei Phasen: einer beschreibenden, einer auswertenden und einer schlussfolgernden. Die qualitativen Daten wurden mit verschiedenen Mitteln erhoben: Teilnehmende Beobachtung, Interviews und schriftliche Schilderungen. Elf Pflegekräfte nahmen teil. Die wichtigen Ergebnisse bringen die begrenzenden pflegerischen Interventionen in Zusammenhang mit zwei gleichzeitig vorkommenden und sich widersprechenden Sichtweisen. Diese sind: Erstens die dominierende Sichtweise des Korrigierens, die darauf abzielt, das Verhalten des Patienten mithilfe externer Kontrolle zu verändern. Dabei kommen die pflegerischen Haltungen von Fürsorge, Erziehung und des Grenzensetzens zum Tragen. Zweitens die geringer vorkommende Sichtweise des Anerkennens, in der Patienten als fähig zur eigenständigen Änderung ihres Verhaltens angesehen werden. Die zugehörigen pflegerischen Haltungen sind Mitgefühl und das Ernstnehmen der Integrität des Patienten. Die Arbeit der Pflegekräfte basierte wegen des Balanceakts zwischen den zwei Sichtweisen und sich widersprechenden intrapersonalen Gefühlen, die in herausfordernden Begegnungen mit Patienten und Kollegen entstanden waren, auf der Vernunft des Zurechtkommens. In Reflexionsgruppen wurden beziehungsorientierte Vorgehensweisen entwickelt, die sich auf fragende Überlegung gründen. Patienten werden als Teilnehmer in einem offenen Dialog betrachtet mit dem Ziel, ihre Mitarbeit zu sichern.

Literatur

Solfrid  Vatne

Molde University College

Postboks 2110, N-6402 Molde

Email: solfrid.vatne@himolde.no