Via medici 2007; 12(3): 7
DOI: 10.1055/s-0029-1242110

HÄTTEN SIE’S GEWUSST? – Hilft eine Gelenktoilette gegen Arthrose?

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Publication Date:
16 October 2009 (online)

Ärzten, die Patienten mit Arthrose behandeln, stehen über 200 Therapieverfahren zur Verfügung – von der Heilsteintherapie bis zur Chondrozytentransplantation. Von der Schulmedizin anerkannt und doch oft kritisiert, ist die Gelenktoilette. Wir fragten den Orthopäden Prof. Henning Stürz von der Uni Gießen:

Herr Professor Stürz, viele Patienten, die an Arthrose leiden, werden mit einer sogenannten Gelenktoilette behandelt. Bringt das was?

Prof. Stürz: Die Arthrose ist eine chronische Krankheit. Natürlich wäre es optimal, wenn man sie an der Wurzel packen könnte, doch bisher können wir den Patienten leider nur eine symptomatische Behandlung angedeihen lassen. Dabei versucht man zunächst, die Arthrose mit konventionellen Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Das können zum Beispiel nichtsteroidale Antirheumatika, Kortisol oder Knorpelschutzpräparate wie Chondroitinsulfat sein. Und wenn das nicht mehr hilft, führt man eine kleine Operation durch – die arthroskopische Gelenktoilette. Sie führt – erstaunlicherweise – tatsächlich zu einer Linderung der Beschwerden. Aber leider nur für eine begrenzte Zeit.

Wie läuft der Eingriff ab?

Prof. Stürz: Mit dem Arthroskop verschafft man sich zunächst einen Einblick in das kranke Gelenk. Dann versucht man, störende freie Gelenkkörper oder unphysiologische Unebenheiten der Kondylen oder Menisci zu entfernen. Parallel spülen wir – wie bei jeder Arthroskopie – das Gelenk mit Kochsalzlösung durch. All das fasst man unter dem Begriff Gelenktoilette zusammen.

Gibt es Studien, die die Wirksamkeit der Methode belegen?

Prof. Stürz: Nein. Die bisherigen Forschungsergebnisse gehen auseinander. Man muss aber sagen, dass Arthrose bei jedem Individuum anders verläuft. Die Beschwerden müssen nicht zwangsweise mit dem Röntgen- oder MRT-Befund des Gelenkes korrelieren. Da die Indikationen zu einer Gelenktoilette daher völlig uneinheitlich sind, kann man die Studien nicht wirklich verwerten. Letztlich muss man sich auf Erfahrungen verlassen, die man selbst gemacht hat oder die Kollegen gemacht haben – und die sind positiv.

Kritiker der Methode führen an, dass die Gelenktoilette eine Art „orthopädisches Plazebo” ist …

Prof. Stürz: Schmerzen durch Arthrose können natürlich eine psychosomatische Komponente haben. Die Gelenktoilette wirkt aber ganz sicher nicht nur aufgrund eines Plazeboeffektes! Gut durch Studien belegt ist, dass die Spülung gegen die Schmerzen wirkt, indem sie zum Beispiel Entzündungsmediatoren ausschwemmt. Das lindert die sogenannte Begleitarthritis. Oft spülen deshalb Rheumatologen die Gelenke nur – ohne den Knorpel zu glätten. Sie glauben, dass für die Linderung der Beschwerden sowieso nur die Spülung verantwortlich ist.

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