Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(10): 644-651
DOI: 10.1055/s-0029-1242432
Fachwissen
Schmerztherapie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zosterneuralgie – Schmerztherapie der akuten Phase und bei Post–Zoster–Neuralgie

Treatment of Herpes Zoster and Postherpetic NeuralgiaSabine Schulzeck, Martin Gleim
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Publikationsdatum:
15. Oktober 2009 (online)

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Zusammenfassung

Die Zostererkrankung ist als eine zweiphasige Erkrankung mit unterschiedlichen Schmerzarten eine Herausforderung für den Schmerztherapeuten. Die akute Erkrankung mit gemischten Schmerzen (nozizeptiv–neuropathisch) erfordert für Risikopatienten eine virostatische Therapie und eine Behandlung nach den Regeln der akuten Schmerztherapie. Bei der postzosterischen Neuralgie ist eine Herangehensweise wie bei neuropathischem Schmerz notwendig. Antidepressiva, Antiepileptika und lokales Lidocain sind die vorrangigen Therapeutika bei postherpetischen Neuralgien, ferner haben Opioide einen gewissen Stellenwert.

Abstract

Herpes zoster, a biphasic disease with different kinds of pain is a challenge for pain therapy. The acute illness with mixed pain (nociceptive – neuropathic) requires antivirals for risk patients and pain treatment according to rules of acute pain therapy. For treatment of postherpetic neuralgia (PHN) an example of neuropathic pain, antidepressants, anticonvulsants and topical lidocaine are today the first line therapeutics, further opioids are of a certain therapeutic value.

Kernaussagen

  • Die Zosterneuralgie ist eine relativ häufige und für den neuropathischen Schmerz besonders typische Schmerzerkrankung.

  • Der Verlauf der Zosterinfektion ist durch typische Phasen gekennzeichnet, wobei in allen Phasen Schmerz meist ein Hauptsymptom ist.

  • Hohes Alter und Immunkompetenz sind ausschlaggebend für den Schweregrad und den Verlauf der Erkrankung.

  • Anamnese und Befunderhebung sind wegweisend für die Diagnose einer Zosterinfektion und (Post–)Zoster–Neuralgie.

  • Die Therapie von Zosterschmerzen erfolgt entsprechend dem Stadium der Erkrankung unter kausaler und symptomatischer Zielsetzung.

  • Aufgrund der häufig schlechten Prognose einer Post–Zoster–Neuralgie sollte versucht werden, dieselbe zu verhindern.

  • Bei der akuten Zosterneuralgie sind frühzeitig Virostatika, ferner Analgetika sowie Co–Analgetika und ggf. Nervenblockaden angezeigt.

  • Bei der Post–Zoster–Neuralgie haben Antidepressiva und Antiepileptika den höchsten Stellenwert, gefolgt vom Lidocain–Pflaster und lang wirksamen Opioiden. Häufig führt erst eine Kombination dieser Substanzen zu ausreichender Schmerzreduktion.

  • Interventionelle Verfahren haben zwar eine geringe Evidenz, können allerdings bei Therapieversagen der Erstlinieverfahren oder unter besonderen Gesichtpunkten (bestehende Polymedikation, hohes Risiko für PZN) wertvoll sein.

  • Die Post–Zoster–Neuralgie sollte wie alle chronischen Schmerzerkrankungen diagnostisch und therapeutisch als biopsychosoziales Komplexproblem erkannt und behandelt werden.

Literatur

Dr. med. Sabine Schulzeck
Dr. med. Martin Gleim

eMail: schulzeck@anaesthesie.uni-kiel.de

eMail: gleim@anaesthesie.uni-kiel.de