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DOI: 10.1055/s-0029-1242967
Arteriitis temporalis – ein multifaktorielles Krankheitsbild
Hintergrund: Der M. Horton kann aufgrund einer sehr heterogenen Symptomatik diagnostische Schwierigkeiten bereiten. Das Vollbild einer Arteriitis mit und ohne Augenbeteiligung wird kasuistisch präsentiert. Patient 1: Eine 77-jährige Patientin stellte sich aufgrund akuter Sehverschlechterung (beidseits Handbewegung bei vorherigem Lesevermögen) in unserer Klinik vor. Innerhalb von 6 Wochen hatte sie 5kg abgenommen, litt an Erschöpfung und Nackenschmerzen. Die BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) betrug 120 in der 1. Stunde. Unter sofortiger Prednisolontherapie (750mg) besserte sich der Visus subjektiv. Das Bioptat der A. temporalis ergab das klassische Bild eines M. Horton. Patient 2: Eine 82-jährige Patientin wurde mit R/L Visus 1,0 in einer externen neurologischen Klinik wegen seit 5 Wochen persistierenden Kopf- und Kieferschmerzen behandelt. Auffällig waren eine Thombozytose, Anämie, erhöhtes CRP und BSG. Ein milder Harnwegsinfekt wurde antibiotisch therapiert. Vorstellungen im Bereich HNO, Zahn-Mund-Kiefer, Herz-Echo, Abdomen-Sonografie und Gastroskopie, Parotissonografie sowie ein MRT der Halswirbelsäule und des Beckens bei zunehmenden Schmerzen im Wirbelsäulen- und Schulterbereich waren diagnostisch nicht weiterführend. Im Farbduplex zeigte sich eine 70%ige ACI-Stenose links. Bei pulslosen Aa. temporales erfolgte in der UAK Magdeburg umgehend die Einleitung der bislang nicht gegebenen Prednisolontherapie (500mg) bei dringendem klinischen Verdacht auf M. Horton (BSG 95/104), worunter sich die Symptome rasch besserten.
Schlussfolgerung: Die Arteriitis temporalis kann verschiedene Symptome annehmen, hinweisgebend ist neben der gezielten Befragung der zumeist älteren Patienten die BSG-Kontrolle. Diese sollte mittels Immunsuppression suffizient und dauerhaft titriert werden.