Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226 - KV39
DOI: 10.1055/s-0029-1242971

Okuläre Veränderungen bei Neurolues

A Hackstedt 1, S Walter 1, W Behrens-Baumann 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Magdeburg

Hintergrund: Lues (Syphilis) gewinnt durch einen Anstieg der Erkrankungszahlen seit den 90er-Jahren wieder mehr an Bedeutung. Die durch Spirochäten (Treponema pallidum) verursachte Infektionskrankheit zeigt ein vielfältiges Erscheinungsbild, was die Diagnosefindung oft erschwert. Neurolues kann eine uni- oder bilaterale Papillitis mit ausgeprägtem Visusverlust verursachen. Methode: Anhand einer Falldarstellung eines 39 Jahre alten männlichen Patienten werden Diagnostik, Therapie und Verlauf einer okulären Luesbeteiligung erläutert. Ergebnisse: Der Patient stellte sich in unserer Klinik mit beidseitigem schmerzlosem Visusabfall auf Handbewegungen vor. Zusätzlich gab er erhebliche Kopfschmerzen und Tinnitusbeschwerden seit 2 Wochen an. Am Fundus beider Augen zeigte sich eine Papillenschwellung. Zunächst erfolgte eine antientzündliche Hochdosis-Prednisolontherapie. Diagnostisch wegweisend war das Ergebnis der Serologie mit positivem Nachweis von Treponema pallidum. Die durchgeführte Liquorpunktion ergab einen entzündlichen Prozess im ZNS mit pathologischem Liquorzellbefund. Der Patient erhielt eine intravenöse Penicillintherapie über 14 Tage. Darunter kam es zu einer subjektiven Beschwerdebesserung mit Visusanstieg auf 1,0 am rechten Auge und 0,6 am linken Auge (korrigiert). Schlussfolgerung: Bei akuter Sehverschlechterung ist an die heute oft verdrängte, jedoch zunehmende Neurolues zu denken, welche nicht selten eine diagnostische Herausforderung darstellt. Oft sind okuläre Symptome wegweisend für die Diagnosefindung. Ein frühzeitiger Erregernachweis der Neurolues ist entscheidend für den Verlauf und die Therapie dieser Erkrankung.