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DOI: 10.1055/s-0029-1244077
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Tracheopathia osteoplastica: Blick in einen Felsengarten
Tracheopathia osteoplastica: Glance at a Rock GardenPublication History
eingereicht 10. 11. 2009
akzeptiert nach Revision 9. 3. 2010
Publication Date:
14 April 2010 (online)

Eine 73-jährige Patientin mit bekannter hypertensiver und koronarer Herzkrankheit wurde von einem kardiologischen Kollegen zur weiteren Abklärung eines rechtsseitigen Pleuraergusses ([Abb. 1]) mittels Bronchoskopie zugewiesen. Eine Ergusspunktion hatte ein Exsudat ohne Hinweise auf dessen Genese ergeben. In der durchgeführten flexiblen Bronchoskopie fand sich zwar keine offensichtliche Ursache des Pleuraergusses, jedoch als Nebenbefund das charakteristische endoskopische Bild einer Tracheopathia osteoplastica (TPO), das als „Felsengarten” mit multiplen, kalkharten Polypen über den Knorpelspangen der Trachea und beiden Hauptbronchien imponierte ([Abb. 2]). Der Befall nahm von proximal nach distal bis zu den Lappenbronchien hin ab. Nach der Schleimhautbiopsie eines Polypen der Hauptkarina (mäßige chronische, kaum floride Bronchitis mit knotiger Stromaelastose und -fibrose; ansonsten unauffälliger histologischer Befund) trat leuchtend weißer, glatter und harter Kalk zutage, auf dessen Luxation aus seinem Bett verzichtet wurde.
Abb. 1 Röntgenthorax p. a. und seitlich: bei suboptimaler Aufnahmequalität (abgeschnittener linksseitiger Zwerchfellwinkel) zeigt sich ein minimaler Randwinkelerguss rechts; des Weiteren bilaterale perihiläre bronchovaskuläre Zeichnungsvermehrung mit Emphysemaspekt, intakte sternale Drahtcerclagen nach Sternotomie.
Abb. 2 Bronchoskopischer Befund der mittleren Trachea: Zeichen der chronischen und milden akuten Tracheitis mit Hyperämie der Schleimhaut. Es zeigen sich multiple, stets mit den trachealen Knorpelspangen korrespondierende, kalkharte Polypen. Die Hinterwand der Trachea (Pars membranacea) ist ausgespart.
Die TPO (syn. Tracheobronchopathia osteochondroplastica) ist eine seltene Erkrankung der Trachea unklarer Ätiologie, bei der von intakter Mukosa überzogene, mit den trachealen Knorpelspangen in Verbindung stehende und teilweise verknöcherte Knorpelzapfen in das Lumen ragen. Ihre Häufigkeit beträgt ca. 0,1 % aller Bronchoskopien [1] [2], wohingegen eine Häufigkeit von 8,5 % in einem selektierten Patientengut mit chronischem, therapierefraktärem Husten beobachtet wurde [3]. Die Diagnose einer TPO wird häufig aufgrund des typischen endoskopischen Bildes als Zufallsbefund während einer Bronchoskopie gestellt und ist wahrscheinlich unterdiagnostiziert, da die Patienten in der Regel asymptomatisch sind. Der Verlauf ist üblicherweise benigne und nicht progredient. Gelegentlich werden jedoch erschwerte Intubationsbedingungen, chronisch bronchitische Beschwerden und z. T. durch die Stenosierung der Trachea Stridor oder asthmaähnliche Symptome beschrieben, die den Einsatz einer Laserabtragung, eines trachealen Stents oder einer operativen Tracheoplastie erfordern [2] [4] [5] [6].
Literatur
- 1 Briones-Gómez A, Cases-Viedma E, Cordero-Rodríguez P J. et al . Tracheopathia Osteoplastica: Series of Six Cases. Journal of Bronchology. 2000; 7 301-305
- 2 Jabbardarjani H R, Radpey B, Kharabian S. et al . Tracheobronchopathia osteochondroplastica: presentation of ten cases and review of the literature. Lung. 2008; 186 293-297
- 3 Decalmer S, Woodcock A, Greaves M. et al . Airway abnormalities at flexible bronchoscopy in patients with chronic cough. Eur Respir J. 2007; 30 1138-1142
- 4 Grillo H C, Wright C D. Airway obstruction owing to tracheopathia osteoplastica: treatment by linear tracheoplasty. Ann Thorac Surg. 2005; 79 1676-1681
- 5 Khan A M, Shim C, Simmons N. et al . Tracheobronchopathia osteochondroplastica: a rare cause of tracheal stenosis – “TPO stenosis”. J Thorac Cardiovasc Surg. 2006; 132 714-716
- 6 Hayes Jr D. Tracheopathia osteoplastica misdiagnosed as asthma. J Asthma. 2007; 44 253-255
Dr. med. Felix C. Ringshausen
Medizinische Klinik
Spital Bülach
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Schweiz
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