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DOI: 10.1055/s-0029-1244090
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Metamizol-induzierte akute Agranulozytose
Publication History
Publication Date:
22 March 2010 (online)


Einleitung
Die akute Agranulozytose ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Sie ist definiert als Verminderung der Granulozytenzahl auf unter 500 Zellen/µl Blut [1]. Patienten mit einer Agranulozytose sind besonders anfällig für bakterielle Infektionen und Pilzinfekte, aus denen sich eine schwere Sepsis entwickeln kann.
Ätiologie
Eine akute Agranulozytose kann als unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) bei einer Vielzahl von Medikamenten auftreten, auch bei häufig verschriebenen Präparaten wie Thyreostatika, NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) und Neuroleptika (Tab. [1]). Die medikamenteninduzierte Agranulozytose hat eine jährliche Inzidenz von 2,4 – 15,4 Fälle/Million [2] und eine Mortalität von etwa 10 % [4]. Daneben können maligne Tumoren, Chemotherapeutika, virale Infektionen oder auch hereditäre Erkrankungen, wie z. B. das Kostmann-Syndrom, ursächlich für eine Agranulozytose sein.
Tabelle 1 Auswahl von Medikamenten mit einem erhöhten Agranulozytoserisiko 2 3 5. Wirkstoff Anwendung Clozapin atypisches Neuroleptikum Olanzapin atypisches Neuroleptikum Perazin mittelpotentes Neuroleptikum Ticlopidin Thrombozytenaggregationshemmer Thiamazol Thyreostatikum Carbimazol Thyreostatikum Metamizol NSAR Diclofenac NSAR Sulfasalazin Antiphlogistikum Carbamazepin Antikonvulsivum Sulfonamid/Trimethoprim (Cotrimoxazol) AntibiotikaVerschiedene Mechanismen werden als Ursache einer medikamenteninduzierten Agranulozytose diskutiert [4]:
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immunologische Ursachen: Antikörper gegen zirkulierende Granulozyten oder deren Vorläuferzellen im Knochenmark,
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Toxizität von Medikamenten bzw. deren Metaboliten (eher langsame Entwicklung, eher dosisabhängig),
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genetische Faktoren, z. B. Tumornekrosefaktor-Polymorphismen im Fall von Clozapin.
Wir berichten über einen jungen Mann mit einer akuten Agranulozytose nach Einnahme von Metamizol bei gleichzeitig bestehendem klinischem Bild einer infektiösen Mononukleose mit positivem Nachweis von EBV-(Epstein-Barr-Virus-)DNA.