Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2010; 15(6): 292-298
DOI: 10.1055/s-0029-1245461
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bietet ein teureres Pflegeheim auch eine bessere Qualität? Evidenz aus Rheinland-Pfalz

Do Higher Remuneration Rates Result in Better Quality? Evidence from Nursing-Homes in Rhineland-PalatinateB. Augurzky1 , R. Mennicken2 , B. Röhrig3 , U. Weibler-Villalobos3
  • 1RWI, IZA Bonn
  • 2RWI, Universität zu Köln
  • 3MDK Rheinland-Pfalz
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Publication History

Publication Date:
22 December 2010 (online)

Zusammenfassung

Zielsetzung: Die professionelle Pflege älterer Menschen gewinnt in unserer Gesellschaft immens an Bedeutung. Im Bereich der stationären Pflege zeigt sich, dass die Heimentgelte regional stark variieren. Es stellt sich die Frage, ob sich höhere Pflegesätze auch in einer besseren Pflegequalität bemerkbar machen. Methodik: Dazu analysieren wir mittels linearer Regression die Qualitäts-Prüfdaten von stationären Pflegeheimen in Rheinland-Pfalz im Zusammenhang mit dem durchschnittlichen Pflegesatz des Heimes. Dabei testen wir auch auf mögliche Zusammenhänge mit der stationären Platzzahl, der regionalen Siedlungsstruktur und der Trägerschaft des Heimes. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Preise tendenziell mit besseren strukturellen Bedingungen (Ausstattung und Pflegedienstleitung) und auch mit einem besseren Qualitätsmanagement einhergehen. Es fehlt allerdings ein Einfluss auf die Ergebnisqualität. Offenbar gelingt es nicht, bei guten strukturellen Voraussetzungen und besserem Qualitätsmanagement, auch die Qualität der direkten Pflege zu steigern. Schlussfolgerung: Insgesamt bleibt festzustellen, dass weitere Faktoren einen Einfluss auf die Qualität eines Heimes haben müssen. Welche Faktoren dies sind, bleibt weiterhin unbeantwortet. Ein einfacher Rückgriff auf die finanzielle Ausstattung lässt sich aber mit dieser Arbeit widerlegen.

Abstract

Aim: Professional long-term care is of growing importance in our society. It shows that there is substantial regional variation in remuneration rates of nursing homes. So far it remains unclear whether higher remuneration rates lead to better quality of care. Method: Therefore, we analyze via linear regression the relationship of nursing home quality and the average care costs. We include as controls the size and the ownership of the nursing home as well as regional differences. Results: The results show that higher remuneration rates are positively correlated with better structural conditions (equipment and head of nursing home) and a better quality management. There is no association with outcome quality. Obviously, better structural conditions and better quality management do not result in providing better quality of care. Conclusion: Overall, other unknown factors must have an influence. However, we can show that it is oversimplifying to just rely on remuneration rates.

Literatur

  • 1 Augurzky B, Krolop S, Schmidt H et al. Pflegeversicherung, Rating und Demografie. RWI. Materialien 27. 2006
  • 2 Augurzky B, Krolop S, Mennicken R et al. Pflegeheim Rating Report 2007 – Wachstum und Restrukturierung. RWI. Materialien 39. Essen; 2007
  • 3 Augurzky B, Borchert L, Deppisch R et al. Heimentgelte bei der stationären Pflege in Nordrhein-Westfalen – Ein Bundeslandvergleich. RWI. Materialien 44. Essen; 2008
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  • 5 Weibler-Villalobos U. Einrichtungsbezogene Qualitätsberichte. In Weibler U, Zieres G Qualität in der Altenpflege. Nierstein: IATROS Verlag; 2005
  • 6 Roth G. Qualität in Pflegeheimen. Forschungsgesellschaft für Gerontologie – Institut für Gerontologie an der Universität Dortmund. Dortmund; 2002

1 Ebenfalls an Bedeutung gewinnen dürften Haushalthilfen für Pflegebedürftige, insbesondere aus dem EU-Ausland. Mangels valider Daten lassen sich hierzu jedoch keine Aussagen treffen.

2 Insgesamt befinden sich 409 Pflegeheime in unserer Datenbank, aber vollständige Angaben in Bezug auf Pflegesätze, UV und IK liegen nur für 392 Pflegeheime vor.

3 Das Gewicht des Preises der Stufe I beträgt 35,7 %, der Stufe II 43,8 % und der Stufe III 20,5 %. Die Gewichtung ist für alle Heime identisch. Würden stattdessen die Preise mit dem tatsächlichen Anteil der Pflegefälle des jeweiligen Heimes gewichtet, würde beispielsweise ein Heim mit teurer Stufe III, aber wenigen Fällen in Stufe III, und mit günstiger Stufe I, aber vielen Fälle in Stufe I, als sehr günstiges Heim dargestellt. Wenn sich die Nachfrage an den Preisen eines Heimes orientiert, würde bei einer solchen Gewichtung das Preisniveau tendenziell zu niedrig dargestellt, weil hochpreisige Stufen eines Heimes gemieden würden.

4 Für 6 Heime liegen uns nicht alle Preiskomponenten zur Berechnung des durchschnittlichen Pflegesatzes vor und bei weiteren acht Heimen fehlt eine Angabe zur Trägerschaft. Univariate Analysen zwischen Preisen und Qualitätsindikatoren werden sich daher auf 76 Heime beziehen, während für multivariate Analysen 68 Heime zugrunde liegen.

Roman Mennicken

Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e. V.

Hohenzollernstraße 1 – 3

45128 Essen

Email: mennicken@rwi-essen.de

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