Zusammenfassung
Hintergrund: Die Klinik für Augenheilkunde der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm bietet
seit Sommersemester 2009 für interessierte Studierende im klinischen Studiensemester
eine zusätzliche Wahlveranstaltung an. In einer Kleingruppe können die Studierenden
ihr theoretisches Wissen vertiefen und augenärztliche Standard-Untersuchungsmethoden
erlernen. Zur Bewertung der praktischen Fähigkeiten hat sich eine „objective structured
clinical examination” (OSCE) bewährt. Sie ist als valides, aber auch zeitintensives
und aufwändiges Prüfungsformat bekannt. Die OSCE wurde versuchsweise im Sommersemester
2009 für das Wahlfach „Ich schau Dir in die Augen, Kleines” eingeführt. Methoden: Anhand von vier Prüfungsstationen wurden gängige Untersuchungsmethoden der Augenheilkunde
abgefragt. Für die Prüfung waren sowohl zwei Simulationspatienten als auch zwei medizinische
Phantom-Köpfe der Augenheilkunde im Einsatz. Die Aufbereitung der Prüfungsmaterialien
erfolgte in einem engen Zusammenspiel zwischen Klinik und dem Arbeitsbereich „Prüfungsentwicklung”
im Studiendekanat. Neben der fachlichen Qualität der Aufgabenbewältigung wurde in
der Bewertung der Prüfung auf eine gute Kommunikation der Studierenden mit den Simulationspatienten
Wert gelegt. Nach der Prüfung wurde die Akzeptanz des Prüfungsformats durch ein Fokusgruppeninterview
mit den Studierenden des Wahlfachs und den beteiligten Prüfern untersucht. Ergebnisse: Es liegen erste Erfahrungen von zwei OSCEs mit je drei Studierenden vor. Durch ein
umfangreiches Prä- und Postreview wie auch durch die konkreten Prüfungszeiten für
die Durchführung der einzelnen Stationen war die Prüfung zeitaufwendig und ressourcenintensiv.
Sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden bestätigten die Validität der Prüfung
und sahen in der neuen Prüfung den Mehrwert in den Lerneffekten. Schlussfolgerungen: Die Akzeptanz einer OSCE bei den Lehrenden gelingt dann, wenn durch eine geplante
und gut strukturierte Herangehensweise die Prüfung vorbereitet wird. Die Akzeptanz
der Studierenden wird durch die Ausrichtung einer validen Prüfung und durch eine gute
Prüfungsvorbereitung durch die Lehre erreicht. Der hohe Aufwand für die personelle
und sachliche Ausstattung der Prüfungsstationen und die individuelle Betreuung der
Prüflinge muss jedoch unter dem Aspekt der Effizienz des weiterhin laufenden Klinikbetriebs
wie auch des zugewiesenen personalrelevanten Lehrbudgets einer universitären Augenklinik
kritisch betrachtet werden.
Abstract
Background: The department of ophthalmology at the medical faculty of the University of Ulm provides
additionally for interested students in clinical semesters an optional activity. In
small groups the students deepen their theoretical knowledge and learn more about
ophthalmological diagnostic standard procedures. The ”objective structured clinical
examination” (OSCE) is known as a useful tool in the assessment of clinical skills.
The OSCE is a well-established and valid examination method, but also time-consuming
and costly. In form of a trial the OSCE was launched during the optional activity
”Look into my eyes, baby”; in the summer semester 2009. Methods: By means of four examination areas established diagnostic methods in ophthalmology
were tested. During the tests two simulation patients as well as two phantom heads
for ophthalmological examinations were assessed. The preparation of the examination
materials occurred in close collaboration with the department of ophthalmology and
the division exam development of our university. In the assessment of the examinations
a high value was set on good communication skills between students and simulation
patients as well as on the professional handling of the student tasks. After the examinations
the acceptance of the test methods was evaluated using a focused group interview between
the students of the optional activity and the participating examiners. Results: We performed two OSCEs involving three students each in the last two semesters. The
OSCE was to a great extent time- and resource-consuming, due to the intensive pre-
and post-reviewing and the time students needed to pass the various examination areas.
Students and examiners as well confirmed the validity of the assessment and acknowledged
a positive effect on the students learning behaviour. Conclusions: The teaching staff members are willing to accept the OSCE, especially when the assessment
procedures are thoroughly planned and well structured. The acceptance of the students
can be achieved by providing valid assessment and reviewed teaching conditions. The
high input in personnel and instrumental resources for the assessment and the student’s
individual supervision should be critically discussed in the light of the efficacy
of the additional ongoing hospital and outpatient services and the personnel-relevant
education budget assigned to the department of ophthalmology of a university.
Schlüsselwörter
Key words
OSCE - examination - education
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Prittwitzstr. 43
89075 Ulm
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