Rofo 2010; 182(12): 1131-1132
DOI: 10.1055/s-0029-1245897
Nachruf

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Zum Tod von Professor Dr. Gerlach Bargon

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. November 2010 (online)

Überraschend verstarb am 11. September 2010 nach kurzer Krankheit Professor Dr. med. Gerlach Bargon, ehemaliger Lehrstuhlinhaber der Radiologie an der Universität Ulm.

Am 23. Dezember 1927 in Hamborn/Niederrhein geboren studierte Bargon die Humanmedizin in Graz und Bonn, promovierte in Bonn zum Doktor der Medizin, verbrachte von 1955 – 1969 Assistentenjahre in der Pathologie in Wuppertal und in der Inneren Medizin in Bassinghausen, Giessen und Göttingen.

Er wandte sich schließlich nach einer soliden klinischen Ausbildung zum Internisten an der Universität Göttingen, wo er insgesamt 9 Jahre verbrachte, der ihn besonders interessierenden radiologischen Weiterbildung und wissenschaftlichen Arbeit zu unter den Professoren Hornykiewytsch und Poppe.

Nach der Habilitation in Göttingen, einer Oberarzttätigkeit an der Medizinischen Hochschule in Hannover bei seinem Lehrer Professor Stender, den er stets hoch verehrte, und der Erlangung einer außerplanmäßigen Professur im Jahre 1971 wurde Bargon 1973 als Honorarprofessor auf einen von der Bundeswehr an der Universität Ulm einzurichtenden Lehrstuhl für Röntgendiagnostik berufen mit dem Auftrag, die sich noch in den Anfängen befindliche Radiologie des 1967 neu gegründeten Universitätsklinikums in Ulm aufzubauen.

Mit Weitblick und Umsicht zentralisierte er die diagnostischen Radiologien der verschiedenen und weiträumig getrennt lokalisierten Klinikstandorte Ulms.

1977 wurde Bargon zum ordentlichen Professor und radiologischen Lehrstuhlinhaber der Universität Ulm ernannt.

Neben der gesamten diagnostischen Radiologie war sein Spezialgebiet die Lungen- und Skelettdiagnostik sowie die gesamte Organdiagnostik mittels der konventionellen Röntgentechnik, der verschiedenen Schnittbildverfahren und der Angiografie.

Er verfasste über 100 eigene wissenschaftliche Arbeiten, hielt zahlreiche Vorträge bei nationalen und internationalen wissenschaftlichen Veranstaltungen, bildete zahlreiche Kolleginnen und Kollegen im radiologischen Fach aus und habilitierte 5 ärztliche Mitarbeiter, die anschließend wie auch viele seiner Oberärzte in renommierte Positionen in verantwortlicher Stellung kamen.

Für die Radiologen des Südwestens organisierte er ein jährlich stattfindendes Symposium am Bodensee, daneben fanden in Ulm regelmäßig praktische Röntgenfilm-Interpretationsseminare für die Kollegen in Klinik und Praxis statt.

In verschiedene Aufgaben der ärztlichen Selbstverwaltung der Universität berufen, war er von 1987 – 1990 als stellvertretender und bis 1993 als Leitender ärztlicher Direktor des Gesamtklinikums tätig.

1994 trat Professor Bargon nach einer Gesamtdienstzeit von 21 Jahren in Ulm bei bester Gesundheit in den Ruhestand, den er 16 weitere Jahre zu genießen wusste.

In die konservative Tradition des humanistisch gebildeten deutschen Bürgertums eingebunden war Professor Bargon von den Ideen und Zielen des deutschen Humanismus stark geprägt und orientierte danach seine persönliche Lebensführung.

Die Kant’sche Ethik stand ihm ebenso nahe wie die von Goethe formulierten hochgesteckten Eigenschaften, die den Menschen auszeichnen: „Der edle Mensch sei hilfreich und gut, unermüdet schafft er das Nützliche, Rechte, sei uns ein Vorbild jener geahneten Wesen”.

 Ingolf P. Arlart

eMail: garlart@t-online.de